Oliver Schmitt, der eine anregende, anschauliche, dabei seinen Protagonisten überaus kritisch betrachtende Biographie vorlegt, betont sehr pointiert, dass Konstantin zwar durchaus den Beistand des Christengottes für sich suchte und sich in dessen Auftrag wähnte, aber „vom Wesen des Christentum so gut wie nichts begriff“. So sei er trotz aller Sympathien für das Christentum dem Sonnenkult weiter zugeneigt geblieben, wie die riesige Statue des Kaisers als Sonnengott, die dieser in seiner im Jahr 330 gegründeten Hauptstadt Byzanz/Konstantinopel aufstellen ließ, zeige.
Oliver Schmitt, Constantin der Große (275–337). Leben und Überleben. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2007, 250 Seiten, Euro 17,–.
Elisabeth Herrmann-Ottos Buch über Konstantin, im Duktus sachlicher, manchmal etwas trocken gehalten, wägt stärker ab. Sie stellt Konstantin als klugen Machtpolitiker heraus. Wie dem Kaiser der Sonnengott zum Christengott geworden sei, das könne man letztlich anhand der tendenziösen und widersprüchlichen Überlieferung nicht entscheiden. Zudem sei ja auch Konstantin selbst ein Meister der Selbststilisierung gewesen; seine inneren Beweggründe blieben im Verborgenen.
Elisabeth Herrmann-Otto, Konstantin der Große. Primus Verlag, Darmstadt 2007, 264 Seiten, Euro 29,90.
Hartwin Brandt, der im vergangenen Jahr eine vielbeachtete Konstantin-Biographie vorgelegt hat (vgl. DAMALS 7-2006) unterstreicht auch in dem von Mischa Meier herausgegebenen Sammelband „Sie schufen Europa. Historische Portraits von Konstantin bis Karl dem Großen“ den Machtwillen Konstantins, den er stets über persönliche Glaubensvorstellungen gesetzt habe. Als Pontifex maximus habe er sich allen Römern verpflichtet gefühlt und deshalb auch die heidnischen Kulte nicht verdrängt.
Mischa Meier (Hrsg.), Sie schufen Europa. Historische Portraits von Konstantin bis Karl dem Großen. Verlag C.H. Beck, München 2007, 358 Seiten, Euro 24,90.
Das Eingreifen Konstantins in innerchristliche Kontroversen um Donatisten oder Arianer analysiert Karen Piepenbrink in ihrem Einführungsband zu „Antike und Christentum“. Sie stellt heraus, wie der Kaiser, dem vor allem an der Einheit des Christentums gelegen gewesen sei, seine Synodalgewalt geltend gemacht habe. Unter Konstantin, der sich als Gottgesandter empfunden habe, sei das herrscherliche Gottesgnadentum zur Maxime geworden. Karen Piepenbrink, Antike und Christentum. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007, 116 Seiten, Euro 14,90.
Um den verschiedenen Deutungen des konstantinischen Wirkens gerecht zu werden, bietet der von Alexander Demandt und Josef Engemann herausgegebene Ausstellungskatalog einen dezidiert interdisziplinären Zugang. Neun Themenbereiche stellen die Politik des Kaisers ebenso vor wie die Heeresverfassung, Verwaltung, Recht und Gesellschaft oder Alltag und Luxus. Breite Berücksichtigung finden die Zeugnisse künstlerischer Repräsentation.
Alexander Demandt/Josef Engemann (Hrsg.), Konstantin der Große. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2007, ca. 400 Seiten, bis 31.1.2008 Euro 34,90, danach Euro 44,90.
Werner Heinz, Der Aufstieg des Christentums. Geschichte und Archäologie einer Weltreligion. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2005, 126 Seiten, E 24,90. Peter Schreiner, Konstantinopel. Verlag C.H. Beck, München 2007, 128 Seiten, E 7,90. Christoph Markschies, Das antike Christentum. Frömmigkeit, Lebensformen, Institutionen. Verlag C.H. Beck, München 2006, 270 Seiten, Euro 12,90.
Dr. Heike Talkenberger