Am 9. März 1863 schrieb Ferdinand Lassalle an seinen Freund Gustav Levy, dass er am „Vorabend eines sehr wichtigen Ereignisses“ stehe. Gemeint war die Veröffentlichung des „Offenen Antwortschreibens an das Zentralkomitee zur Berufung eines allgemeinen deutschen Arbeiterkongresses zu Leipzig“. Zur Antwort aufgefordert hatte ihn der Leipziger Arbeiterverein „Vorwärts“. Dieser hatte sich erst kurz zuvor vom örtlichen Bildungsverein abgespalten und einen organisatorischen Bruch mit dem liberalen Bürgertum vollzogen, unter dessen Einfluss die Arbeiterbildungsvereine im Allgemeinen standen. Leipzig, eine Fabrikstadt ersten Ranges, bildete zu Beginn der 1860er Jahre den Kristallisationspunkt der deutschen Arbeiterbewegung. Bereits 1861 zählten 40.000 Einwohner der insgesamt 160.000 Einwohner umfassenden Stadt zur Arbeiterklasse.
Von den Arbeitern „direkt und offen angefragt“, habe er, Lassalle, es als seine Pflicht betrachtet, „direkt und offen mit der Sprache herauszugehen“. Das Antwortschreiben lese sich daher „mit solcher Leichtigkeit, dass es dem Arbeiter sofort sein muß, als wüßte er das jahrelang, und daß niemand es ihm mehr rauben oder mit Trugschlüssen und Sophismen beseitigen“ könne, schrieb Lassalle an Levy. Sollte dies zutreffen, so prognostizierte er, sei die Wirkung seines Schreibens mit den Thesen vergleichbar, die 1517 an der Wittenberger Schlosskirche angeschlagen wurden. Ein anderer Freund, dem er das Antwortschreiben vorab gezeigt hatte, warnte ihn jedoch, er sei, wenn er das veröffentliche, „ein toter Mann, auf immer ruiniert“.
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 02/2013.
Dr. des. Gunnar Gawehn