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Metropole am Rhein

Römerstadt Augusta Raurica

Metropole am Rhein
Kaum einen Schritt kann man in den beiden Gemeinden Augst und Kaiseraugst nahe Basel tun, ohne auf Reste der Römerstadt Augusta Raurica zu stoßen. Römermuseum und rekonstruiertes Römerhaus bieten darüber hinaus Einblicke in das Alltagsleben der römischen Kolonie.

Augst und Kaiseraugst sind kleine Gemeinden an der Peripherie von Basel. Die Bedeutung, die das einst an dieser Stelle gelegene Augusta Raurica besaß, illustriert ein Vergleich mit den beiden bekannten Römerstädten Köln und Trier. Deren Stadtgebiet war mit 110 bzw. 150 Hektar nicht sehr viel größer als das von Augusta Raurica mit 106 Hektar. Rund 20 000 Menschen bevölkerten die am linken Rheinufer gelegene Stadt in ihrer Blütezeit um das Jahr 200 n. Chr. Und anders als das nahe Vindonissa (Brugg) war Augusta Raurica keine vom Militär geprägte Stadt. Hier regierten Gewerbe, Handwerk und Handel. Gegründet wurde die Kolonie Augusta Raurica im Jahr 44 v. Chr., doch der eigentliche planvolle Ausbau zur Stadt mit geraden, sich rechtwinklig kreuzenden Straßen erfolgte erst unter Kaiser Augustus. Der Wohlstand der Stadt zeigt sich nicht nur in den prachtvollen öffentlichen Gebäuden. Auch die Bürger selbst ersetzten die ursprünglichen Lehmfachwerkbauten bald durch massive Steinhäuser. Und als im süddeutschen Raum durch die Aufgabe des obergermanisch-rätischen Limes zahlreiche Römerstädte verlassen wurden, blühte das Leben in Augusta Raurica weiter; allerdings war die Kolonie nun zu einer Grenzstadt geworden. Von dieser neuen militärischen Bedeutung zeugt der Bau eines gewaltigen Kastells, des Castrum Rauracense, zu Beginn des 4. Jahrhunderts. Erst um das Jahr 400 n. Chr. setzt auch hier langsam der Niedergang ein. Beginnen sollte man die Besichtigung von Augusta Raurica im Römermuseum. Hier werden dem Besucher die Geschichte der Stadt und das alltägliche Leben ihrer Bewohner anschaulich nahegebracht: Was aßen die Bürger von Augusta Raurica und mit welchem Eßgeschirr? Was für Möbel hatten sie? Wie kleideten sie sich? Wie lebten sie ihren Glauben? Das sind einige der Komplexe, die anhand von Fundstücken aus Augusta Raurica erklärt werden. Bewußt wird dabei nicht auf Masse gesetzt: Zwar besitzt das Museum insgesamt rund eine Million Exponate, doch nur eine kleine Auswahl besonders herausragender Stücke wird gezeigt. „Herausragend“, das ist auch das treffende Wort für den spätrömischen Silberschatz von Augst. Gefunden wurde dieser Schatz im Winter 1961/62 in einer Südwestecke des Castrum Rauracense, wo er rund 1300 Jahre verborgen war. Vergraben hatte man ihn wohl in den Wirren der Jahre 352/353, als Constantius II. germanische Stämme dazu aufforderte, über den Rhein zu ziehen, um den von ihm abgelehnten Mitkaiser Magnentius zu schwächen, in dessen Herrschaftsbereich auch Augusta Raurica lag. Der Schatz umfaßt 86 Teile eines luxuriösen Tafelservices, drei Silberbarren sowie 186 Münzen und Medaillons. Es war wohl der Kommandant des Kastells, der diesen Schatz vor den Alamannen vergrub. Rekonstruktionen werden von Archäologen bisweilen kritisch beäugt, doch sind es vor allem diese Nachbildungen, die es dem Laien ermöglichen, sich das Leben in früherer Zeit konkret vorzustellen. Das Römerhaus von Augst ist zwar keine getreue Nachbildung eines bestimmten Hauses, aber es steht auf den Fundamenten römischer Wohnhäuser und vermittelt das Bild eines typischen, luxuriösen Wohn- und Geschäftshauses der Oberschicht – ein Haus, das so durchaus in Augst gestanden haben könnte. So weit möglich, wurden bei der Rekonstruktion Bauelemente verwendet, für die es in Augusta Raurica archäologische Belege gibt. Küche, Eßzimmer, Baderäume, Schlafzimmer und Werkstatt gruppieren sich um einen idyllischen Innenhof. Um ein möglichst breites Bild des Lebens in Augusta Raurica zu vermitteln, werden im Römerhaus von Augst verschiedene Handwerke dargestellt. Eine Metzgerei gibt es dabei ebenso zu sehen wie die Werkstatt eines Schuhmacher, eine Schmiede, eine Bronzegießerei und eine Schankstube. Überquert man beim Römerhaus die Straße gelangt man zum Theater, das derzeit aufwendig saniert wird. Der heutige Bau geht in großen Teilen auf das dritte Theater der römischen Stadt zurück, das um 200 n. Chr. erbaut wurde. Vom Theater lohnt sich der kurze Anstieg auf den Schönbühl, auf dem in römischer Zeit ein mächtiger Tempel stand, von dem allerdings nur das etwa drei Meter hohe Podium erhalten ist, auf dem der Tempel stand. Vieles gibt es in Augst und Kaiseraugst noch zu entdecken: Amphitheater und Forum, das römische Gewerbehaus, die Steindenkmäler-Kopien im archäologischen Park, Back- und Töpferofen, den römischen Haustierpark… Kurzum: die Römerstadt ist mehr als nur einen kurzen Abstecher von Basel aus wert.

Römerstadt Augusta Raurica CH-4302 Augst

Öffnungszeiten: Römermuseum und Römerhaus März bis Oktober: Dienstag bis Samstag 10-17, Sonntag 10-18, Montag 13-17 Uhr November bis Februar: Dienstag bis Samstag 10-12 und 13-16, Sonntag 10 bis 12 und 13 bis 17, Montag 13-16 Uhr. Freianlagen meist ganzjährig und jederzeit zugänglich

Uwe A. Oster

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