Über die Vorstellungen, die im Mittelalter von den Juden existierten, geben nicht nur schriftliche Quellen Auskunft. In der kirchlichen Kunst dieser Zeit finden sich ebenso wertvolle Hinweise. Das zentrale Bildthema hierfür ist die Passion Christi. Als Beispiel kann der Passionszyklus in der reformierten Kirche in Waltensburg (Kanton Graubünden, Schweiz) dienen, der jüngst von Horst F. Rupp erforscht worden ist. Die kleine Kirche stammt aus dem 11. Jahrhundert, ihre Ausmalung entstand um 1450 und zählt zu den bedeutendsten Werken gotischer Malerei in der Schweiz. Ihr anonymer Schöpfer wird nach seinem Hauptwerk der „Waltensburger Meister“ genannt.
In einer Szene des Passions-zyklus ist der sitzende Christus zu sehen. Zwei Schergen, wovon einer durch einen spitzen Hut als Jude gekennzeichnet ist, drücken ihm mit Stangen die Dornenkrone aufs Haupt. Auch in zwei weiteren Szenen sind Juden massiv präsent: bei der Vorführung vor Herodes und der Kreuztragung, bei der ein Jude mit Rolle voranschreitet und zwei weitere Juden Christus am Strick führen. Die Juden sind dabei eindeutig negativ dargestellt: Hässlich sind sie, mit Knollennase, bewegen sich aggressiv und heftig. …
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Dr. Heike Talkenberger