Seit einigen Jahren ist ein einfacher Kapuzinermönch aus der Provinz Foggia, Pater Pio aus Pietrelcina vom Kloster San Giovanni Rotondo, Gegenstand einer Bewunderung und einer Diskussion, einer Verehrung und einer Neugier, die die engen Grenzen Nordapuliens überschritten haben, um nicht nur ganz Italien, sondern auch das Ausland und sogar das ferne Amerika zu erreichen.“ So schrieb der Bischof von Volterra, Raffaello Carlo Rossi, 1922 in einem Untersuchungsbericht an den Vatikan über die Vorkommnisse im nördlichen Apulien, dem entlegenen Ort an der Ferse des italienischen Stiefels. Grund für die Aufregung „in einer Umgebung, deren Bevölkerung leicht zu religiöser Begeisterung zu entflammen ist“, seien die bereits bekannten Gerüchte, Pater Pio könne Wunder bewirken und habe die Gabe der Prophetie – als Folge der „Stigmata“, also der bei ihm angeblich auftretenden Wundmale Christi.
Pater Pio ist längst der Nationalheilige Italiens. Sein bärtiges Gesicht mit den markant buschigen Augenbrauen ist allgegenwärtig auf Andachtsgegenständen ebenso wie auf profanen Dingen wie T-Shirts, Kaffeetassen oder Schlüsselanhängern. Als Francesco Forgione wurde er am 25. Mai 1887 in Pietrelcina (Region Kampanien) geboren. Er war das fünfte von sieben Kindern einer bitterarmen Bauernfamilie. Francesco erhielt Privatunterricht und trat 1903 mit 16 Jahren in den franziskanischen Bettelorden der Kapuziner ein. Mit der braunen Kutte erhielt er den Ordensnamen Pio da Pietrelcina. Nach dem Vorbild des heiligen Franziskus wollte er in Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam leben. Schon in jungen Jahren übertrieb er allerdings das Fasten, was dazu führte, dass er immer wieder kränkelte. 1910 erhielt er in Benevent die Priesterweihe. …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 01/2014.
Dr. Gisela Fleckenstein