Konflikte zwischen Staat und Kirche sind im Europa des späten 19. Jahrhunderts ein häufiges Phänomen gewesen. Sie waren Ausdruck der gegenläufigen Tendenzen des Zeitalters: Säkularisierung des öffentlichen Raums einerseits, Bemühungen um eine Rechristianisierung der Gesellschaft andererseits. In gemischtkonfessionellen Ländern verbanden sich diese Konflikte auch mit Streit um die Lage religiöser Minderheiten. Im neugegründeten Deutschen Reich waren es vor allem die etwa ein Drittel der Bevölkerung umfassenden Katholiken und ihre Organisationen, mit denen sich die staatliche Bürokratie in eine Auseinandersetzung stürzte.
Der gläubige Protestant Bismarck sah in der Auseinandersetzung mit dem Katholizismus den Kern dieses „Kulturkampfs“, der unter seiner Mitwirkung in den 1870er Jahren geführt wurde. Schon 20 Jahre zuvor hatte er über die Katholiken gepoltert, diese widmeten sich einem „mit den infamsten Waffen geführten Kampf gegen die protestantischen Regierungen und besonders Preußen“. An dieser Wahrnehmung hatte sich bis zur Reichsgründungszeit nichts geändert. Nicht nur südlich des Mains erblickte Bismarck 1868 „in der katholischen Kirche, wie sie dort ist, eine Gefahr für Preußen und Norddeutschland“. Auch die katholische Fraktion im preußischen Abgeordnetenhaus, meinte er, sei „die allerfeindseligste im Hause“. …
Den vollständigen Text lesen Sie in DAMALS 3/2015.
Prof. Dr. Christoph Nonn