Konnten Frauen überhaupt schöpferisch tätig sein? Diese Frage wurde im Kaiserreich noch immer von vielen verneint. Ein weibliches Genie? Unmöglich! Frauen durften allenfalls Hobbymalerinnen sein, jedoch nicht ihren Beruf in den schönen Künsten suchen. Noch 1908 hieß es in der Schrift „Die Frau und die Kunst“ des Kunstkritikers Karl Scheffler, die Kunstproduktion zwinge die Frau „zu einseitigem männlichen Wollen“, was die „harmonische Geschlossenheit ihrer Persönlichkeit“ zerstöre. Dennoch, immer mehr Frauen, unterstützt durch ihre Familien, nahmen mit höheren Ambitionen Pinsel und Palette zur Hand. Das kreative Talent von Käthe Schmidt, die später als Käthe Kollwitz Weltgeltung erlangte, wurde von ihrem Vater entscheidend gefördert.
Käthe, 1867 als zweite Tochter der Familie in Königsberg geboren, wurde stark von der „Freien evangelischen Gemeinde Königsberg“ geprägt, deren Gründer ihr Großvater Julius Rupp war. Er vertrat eine völlige Unabhängigkeit von Kirche und Staat und propagierte eine christliche Gemeinschaft, die ganz auf den Prinzipien von Gleichheit, unbedingter Gewissensfreiheit, Selbsterkenntnis und Wahrheit beruhen sollte. Wegen dieser radikalen Ansichten verlor Rupp sein Amt als Divisionspfarrer. Auch Käthes Vater Carl, aktiv in der inzwischen verbotenen Gemeinde engagiert, musste seine juristische Ausbildung deshalb aufgeben. Er wurde Maurer und später ein recht erfolgreicher Bauunternehmer. Zugleich engagierte er sich, wie auch sein Sohn Conrad, in der entstehenden Arbeiterbewegung; beide waren überzeugte Sozialdemokraten. …
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Dr. Heike Talkenberger