Namibia ist das einzige Land Afrikas, in dem täglich eine deutschsprachige Lokalzeitung erscheint. Auch der Karnevalsumzug in Windhuk dürfte in Afrika seinesgleichen suchen. Und wie kaum einer der vielen deutschen Touristen bei seiner Rückkehr zu erwähnen vergisst, gibt es in „Südwest“ immer noch deutsche Cafés und Gasthäuser, erinnert vieles in Architektur und Infrastruktur an die deutsche Geschichte, sind allerorten deutsche Namen für Farmen, Straßen oder ganze Ortschaften zu finden. Das reicht von Lüderitzbucht, dem kleinen Küstenstädtchen im Südwesten, bis zum Caprivi-Streifen, der Landzunge zum Sambesi, im Nordosten. Und bis Weihnachten 2013 stand in Windhuk noch das deutsche Reiterdenkmal.
Diese deutsche Prägung ist nicht nur dem Umstand geschuldet, dass das Land als Südwestafrika vor dem Ersten Weltkrieg deutsche Kolonie gewesen war, sondern auch der Tatsache, dass es immer noch eine erkennbare Minderheit im Land gibt, die sich selbst als deutsch oder deutschstämmig versteht. Rund 20 000 Menschen dürften es sein, je nach Definition, insgesamt ein Prozent der Gesamtbevölkerung. Sie üben nach wie vor erheblichen Einfluss auf die Wirtschaft des Landes aus und sind außer in der Farmwirtschaft auch in der Gastronomie stark vertreten und dementsprechend sichtbar. Als überwiegend treue Parteigänger der südafrikanischen Besatzungsmacht und Profiteure des Apartheid-Regimes fühlten sie sich durch die Unabhängigkeit Namibias im Jahr 1990 und die Regierungsübernahme durch die Befreiungsbewegung SWAPO verunsichert. Um sie nicht noch weiter zu beunruhigen, ließ die erste Mehrheitsregierung Straßennamen, Denkmäler und Friedhöfe unangetastet. In der zu schaffenden „Regenbogennation“ sollte auch den deutschsprachigen Namibiern ein Heimatgefühl ermöglicht werden. …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 06/2014.
Prof. Dr. Jürgen Zimmerer