Al Capone war mit seiner schillernden Lebensgeschichte auch ein Abbild seiner Zeit: Während der Prohibition – dem landesweiten Alkoholverbot von 1919 bis 1933 – entstanden in den Metropolen der USA zahlreiche Verbrechersyndikate, die mit dem illegalen Verkauf von Alkohol das große Geld machten. Durch seine Abstammung aus einer Familie süditalienischer Einwanderer schien zudem aus Sicht vieler damaliger Amerikaner eine kriminelle Karriere fast zwangsläufig. Die „Cosa Nostra“, die italienische Mafia in den USA, faszinierte und ängstigte die amerikanische Gesellschaft bereits seit dem 19. Jahrhundert. Vorurteile und Ressentiments gegenüber eingewanderten Südeuropäern waren weit verbreitet. Doch die Kriminalität war nicht allein Kennzeichen einer schlecht integrierten Minderheit, an den Syndikaten beteiligten sich auch zahlreiche alteingesessene Amerikaner.
Eine weitere Besonderheit dieser Zeit: Die Medien der 1920er Jahre wollten mit spannenden Geschichten aus dem Verbrechermilieu ein breites Publikum gewinnen. Sie machten Jagd nach immer neuen stories. Diesen Sensationsjournalismus nutzte Al Capone für sich. Im Unterschied zu anderen Gangsterbossen präsentierte er sich gerne der Öffentlichkeit. Er gab Journalisten Interviews, wusste sich zu inszenieren und arbeitete so schon zu Lebzeiten an seinem Mythos. Dass ihn einer seiner Jäger auf Seiten der Staatsmacht, der Direktor der „Chicago Crime Commission“ Frank J. Loesch, 1930 als „Staatsfeind Nr. 1“, bezeichnete und vor einer feindlichen Übernahme Amerikas warnte, war diesem Mythos natürlich nicht abträglich. …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 08/2013.
PD Dr. Eva-Maria Stolberg