Das Leben der Lucretia von Haren (1605 –1675), die aus dem westfälischen Niederadel stammte, schien zunächst klar vorgezeichnet zu sein: Mit knapp zehn Jahren wurde sie in das Stift Börstel aufgenommen, ein ehemaliges Zisterzienserinnenkloster, das, am Nordrand des Hochstifts Osnabrück gelegen, im Zug der Reformation 1532 in ein evangelisches Damenstift umgewandelt worden war. Die Stiftsdamen verstanden sich zwar als geistliche Gemeinschaft, doch die Klausur war längst aufgehoben, und Kontakt zu Verwandten sowie Reisen waren möglich. Ein lebenslanges standesgemäßes Auskommen sollte Lucretia zugesichert sein, doch es kam anders: Im Dreißigjährigen Krieg geriet auch das Stift Börstel in die Wirren der konfessionellen und machtpolitischen Auseinandersetzungen.
Plünderungen durch vagabundierende Söldner und hohe Kontributionszahlungen an die verschiedenen Heerführer belasteten die Kasse des kleinen Stifts stark (es lebten dort lediglich acht bis zehn Frauen). Ob nun die Katholische Liga, die Dänen oder die Schweden gerade die Oberhand gewannen – die Folge waren regelmäßig hohe Geldforderungen. Im März 1626 etwa musste sich das Stift gegenüber 125 dänischen Soldaten mit 80 Reichstalern auslösen. 1627 kam es zu Überfällen von Soldaten der Generalstaaten, die insgesamt 90 Reichstaler erpressten. Durch eine abenteuerliche Reise nach Groningen zu Statthalter Graf Ernst Casimir von Nassau, an der auch Lucretia teilnahm, gelang es, dort einen Schutzbrief für das Stift zu erwirken. …
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 9/2015.
Dr. Heike Talkenberger