Nachdem sie über Jahrhunderte in Vergessenheit geraten waren, begann am 31. Mai 1578 die moderne Geschichte der Katakomben mit der zufälligen Entdeckung einer intakten Anlage an der Via Salaria (Katakombe Anonima di Via Anapo). Weithin bekannt wurden die römischen Katakomben allerdings erst im 19. Jahrhundert. Während der Archäologe Giovanni Battista de Rossi (1822 –1894) die wissenschaftliche Erforschung der erhaltenen Anlagen vorantrieb, erschloss der spätere englische Kardinal Nicholas Wiseman (1802 –1865) breiten Kreisen die Welt des frühen Christentums in Rom durch seinen weitverbreiteten historischen Roman „Fabiola oder die Kirche der Katakomben“ (illustrierte Ausgabe 1886; verfilmt 1918 und 1949). Damit verfestigte sich das falsche Bild der Katakomben als Zufluchts-, ja Wohnort der verfolgten Christen. Hollywood-Filme wie „Quo vadis“ (1951) bedienten sich ebenfalls dieser Interpretation.
Doch die Realität sah anders aus: Die Katakomben waren primär Friedhöfe. Sie wurden aufgesucht, um der verstorbenen Angehörigen zu gedenken und um bekannte Märtyrer aus der Verfolgungszeit an ihren Gräbern zu verehren. Die weitläufigen Anlagen sind unterirdische christliche Gemeinschaftsfriedhöfe, die aus einem verzweigten Netz von Gängen und Grabkammern bestehen, manchmal sogar auf mehreren Ebenen. In den Wänden der wenigstens mannshohen Gänge sind einfache Gräber übereinander angeordnet. Sie nehmen meist einen, im Ausnahmefall auch zwei Körper auf…
Autor: Prof. Dr. Josef Rist
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 03/2018.