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Über die Kräfte des Universums

Astronomie im vorspanischen Mesoamerika

Über die Kräfte des Universums
In Mesoamerika war astronomisches Wissen nicht auf einen elitären Zirkel beschränkt, sondern fest mit dem Alltag verbunden. Könige, Priester und Bauern nahmen darauf gleichermaßen Bezug.

Mit dem Begriff „Astronomie“ verbinden wir in Europa eine Wissenschaft, die Himmelsphänomene nach physikalischen und mathematischen Prinzipien beschreibt und deutet. In Mittelamerika war die Astronomie ein Instrument, um die Launen und Bedürfnisse von Gottheiten und Ahnen zu erforschen, die sich in den Himmelskörpern und deren komplizierten Bahnen manifestieren. Astronomie war damit nicht nur ein Selbstzweck, sondern wurde als eine Form der Erkenntnis über das Verhältnis zwischen den Menschen und den Kräften des Universums verstanden. Die Kenntnis der Astronomie war nicht nur wichtig, um den rechten Zeitpunkt für Entscheidungen in Staatsangelegenheiten zu treffen, sondern war auch Bestandteil des Alltagswissens von Bauern, die sich seit jeher in ihren landwirtschaftlichen Arbeiten an den Gestirnen orientierten.

Durch das Studium von Quellen aus der Zeit nach der spanischen Eroberung, aber auch durch die archäologische Erforschung der Überreste der vorspanischen Kulturen Mesoamerikas wissen wir, dass Himmelsbeobachtung schon bei den Olmeken, der ersten Hochkultur auf mesoamerikanischem Boden, eine große Rolle gespielt hat. Vermutlich waren sie es auch, die den ersten Kalender in Mesoamerika verwendeten, ohne den die Aufzeichnung der Himmelsbeobachtungen über lange Zeiträume nicht möglich gewesen wäre. Andere vorspanische Zivilisationen haben diesen Kalender dann übernommen und weiterentwickelt. Allen mesoamerikani-schen Kulturen gemeinsam ist die Existenz von zwei unterschiedlichen Kalenderzählungen. Es gab einen vor allem für Wahrsagezwecke verwendeten Kalender zu 260 Tagen, der sich aus einem Zyklus von 20 Tageszeichen in Kombination mit den Zahlen 1 bis 13 zusammensetzte. Daneben gab es ein angenähertes Sonnenjahr zu 365 Tagen, das aus 18 Monaten zu 20 Tagen und einer fünftägigen Übergangszeit bestand. Dieses 365-tägige Jahr verschob sich langsam in Beziehung zum tropischen Jahr, dem Kalender wurde keine Schaltung hinzugefügt. Beide Kalenderzyklen wurden miteinander verknüpft, so dass sich die gleiche Datumsangabe im 260-tägigen und im 365-tägigen Kalender erst nach 18980 Tagen, also nach etwa 52 Jahren, wiederholte.

Niemand in Mesoamerika hat so viele Zeugnisse über astronomisches Wissen hinterlassen wie die Maya. Ein Großteil unserer Kenntnis darüber beruht auf ihren Büchern, von denen sich aber nur drei erhalten haben. Es handelt sich dabei um Faltbücher, die aus langen Papierstreifen bestehen, deren Oberfläche man als Schreibgrund weiß gekalkt hatte und die in Form eines Leporellos zusammengefaltet wurden. Die drei Bücher befinden sich in europäischen Museen und werden nach den Orten benannt, in denen sie heute aufbewahrt werden.

Das schönste und bedeutendste dieser Falt-bücher ist der Dresdner Kodex, der heute im Buchmuseum der Sächsischen Landesbibliothek zu sehen ist. Die 74 Seiten des Dresdner Kodex enthalten zahlreiche astronomische Tafeln und Almanache, in denen Beobachtungen über die Bewegung von Himmelskörpern wie Venus und Mond mit Hilfe des Kalenders aufgezeichnet sind. Das vielleicht bedeutendste Kapitel des Dresdner Kodex ist die sich über fünf Seiten erstreckende Venustafel. Jede einzelne der fünf Seiten hat ein synodisches Venusjahr zum Thema, das die Maya mit 584 Tagen kalkulierten, das also an die tatsächliche Umlaufzeit der Venus um die Sonne von 583,92 Tagen hervorragend angenähert ist. Die vier Spalten auf jeder der Seiten bestehen unter anderem aus den Daten, an denen die Venus innerhalb ihres Umlaufs in eine von vier Manifestationen eintritt, welche die Astronomen der Maya unterschieden…

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Prof. Dr. Nikolai Grube

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