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Umsturz mit dem Teleskop

Galileo Galilei

Umsturz mit dem Teleskop
Galileo Galilei war einer der Architekten der modernen Wissenschaft an der Schwelle zur Neuzeit. Seine Überzeugung, dass die Sonne im Mittelpunkt der Welt stünde, brachte ihn vor die Schranken der römischen Inquisition.

Galileo Galilei wurde am 15. Februar 1564 als Sohn einer verarmten Patrizierfamilie in Pisa geboren. Sein Vater, der Tuchhändler, Musiker und Musiktheoretiker Vincenzo Galilei (1520–1591), wünschte seinen Sohn zu einem angesehenen Mediziner auszubilden, scheiterte damit jedoch am mangelnden Interesse des Zöglings. Galileo war von mathematischen Studien, Instrumenten und Maschinen weitaus mehr begeistert. So brach er sein Medizinstu‧dium in Pisa ab und studierte in Florenz Mathematik. Bereits 1589 kehrte der 25-Jährige in seine Geburtsstadt zurück, um an der dortigen Universität Mathematik zu unterrichten.

Schon damals soll Galilei am Schiefen Turm (wie manche Lexika bis heute berichten) sogenannte Fallversuche durchgeführt und die Gesetze des freien Falls entdeckt haben. Dabei handelt es sich allerdings um eine Legende, denn die Fallzeit eines Körpers vom 60 Meter hohen Campanile beträgt nur 3,5 Sekunden. Mit den damaligen Hilfsmitteln konnten die Fallgesetze dort experimentell nicht gefunden werden. Jedoch widersprach Galilei schon als Student der Ansicht des Aristoteles, dass schwere Körper schneller fallen als leichte. Die Anhänger des Aristoteles an der Universität, die deutlich in der Mehrheit waren, sorgten deshalb dafür, dass der Vertrag mit Galilei 1592 nicht verlängert wurde. Die Fallgesetze entdeckte er später mit Hilfe eines genialen Tricks: Statt die Körper frei fallen zu lassen, verlangsamte er deren Bewegungen auf einer geneigten Ebene und konnte so hinreichend genau die Bewegungsabläufe studieren.

Mit 28 Jahren finden wir Galilei in Padua, dessen Universität als ein intellektuelles Zentrum Europas galt. Hier hörte er im Frühjahr 1609 von einem Instrument mit vergrößernder Wirkung und ging sofort daran, selbst ein solches zu bauen. Nachdem Galilei sein Teleskop (tele = griechisch „fern“, skopein = griechisch „beobachten“) im August 1609 der Signoria, den herrschenden Ratsherren der Republik Venedig, vorgestellt und dessen militärische Vorteile gepriesen hatte, richtete er es bald auch zu den Gestirnen empor. Bereits der Blick zum Mond zeigte ihm Ungeheuerliches: Der Erdtrabant erwies sich als hügelig „mit ungeheuren Schwellungen, tiefen Mulden und Krümmungen“. Es war vor allem Galileis frühe künstlerische Ausbildung in der Kunstakademie von Florenz, die ihn die Licht-Schatten-Kontraste richtig deuten ließ – im Unterschied zu anderen, die Ähnliches wenige Wochen zuvor gesehen, aber nicht verstanden hatten. Am 7. Januar 1610 entdeckte er nahe dem Planeten Jupiter winzige Sternchen, die sich nach kurzer Zeit als Monde des Planeten erwiesen. Sie bewegten sich um den Planeten, und der Jupiter stellte somit das Zentrum für diese Himmelskörper dar. Nach Aristoteles durfte es Derartiges gar nicht geben, denn einzig die Erde galt als Zentrum für die Bewegungen anderer Himmelskörper.

Im März 1610 ließ Galilei seine Ergebnisse im „Sternenboten“ („Sidereus Nuncius“) veröffentlichen. Doch der Triumph blieb aus. Galileis Kollegen konnten und wollten diese Monde nicht sehen. Die aristotelischen Dogmatiker argumentierten, es könne diese Monde schon aus Gründen der Logik gar nicht geben, und einige weigerten sich überhaupt, durch das „Teufelswerkzeug“ hindurchzuschauen. Einzig Johannes Kepler (1571–1630), kaiserlicher Mathematiker in Prag, glaubte an die Entdeckungen, obschon er selbst zu dieser Zeit gar kein Teleskop zur Verfügung hatte. Er nannte das neue Sehwerkzeug gar „köstlicher als ein Zepter“, da es seinen Besitzer „zum Herren über die Werke Gottes“ setze. Galilei aber hatte genug von den „hier tonangebenden Philosophen, … die, mit der müden Trägheit einer vollgefressenen Schlange, nie bereit waren, durch das Fernrohr“ zu blicken und die Wahrheit in Büchern suchten statt in der Natur. Er verließ Padua und ging nach Florenz.

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Zunächst lief alles bestens. Als erster Mathematiker und Philosoph des Großherzogs der Toskana erntete er für seine Entdeckungen höchstes Lob – sogar in Rom an der Päpstlichen Universität, dem Collegio Romano. Über das tiefere Problem hinter seinen Entdeckungen mochte jedoch niemand sprechen. Galilei war längst Anhänger der heliozentrischen Lehre des Kopernikus, ohne darüber öffentlich zu reden. In den Kreisen des Hofs wurde aber durchaus über die Frage diskutiert, wie sich die neuen Entdeckungen mit der Bibel vereinbaren ließen. Galilei preschte jetzt nach vorn und legte seinem Schüler Bernadetto Castelli, einem Benediktinermönch, der zum engsten Kreis um den toskanischen Großherzog Cosimo II. gehörte, 1613 ein ausführliches Credo vor. Darin brachte Galilei klar zum Ausdruck, dass die Bibel zwar niemals lügen würde, doch sollten Naturerkenntnisse, die gesichert wären, nicht mit dem Hinweis auf Bibelstellen in Zweifel gezogen werden…

Prof. Dr. Dieter B. Herrmann

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