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Vier spannende Jahrzehnte (Teil 7)

1969-2009

Vier spannende Jahrzehnte (Teil 7)
40 Jahre DAMALS sind Anlass zurückzublicken, nicht auf die Geschichte der Zeitschrift, sondern wie es sich für ein Geschichtsmagazin gehört auf die wichtigsten Ereignisse der vergangenen vier Jahrzehnte. Was war wichtig? Woran erinnern Sie sich besonders? Diese Frage stellen wir Ihnen insgesamt neunmal. Bis Ende August 2009 können Sie uns zudem eigene Vorschläge einreichen, was auf die Liste gehört. Nennen Sie uns aus der bis November vorgestellten Liste die drei Geschehnisse oder Errungenschaften, denen Sie persönlich besondere Bedeutung beimessen (Einsendeschluss ist der 19. November 2009). An: Redaktion DAMALS, z. Hd. Frau Stefanie Ahmann Ernst-Mey-Straße 8 70771 Leinfelden-Echterdingen oder: stefanie.ahmann@konradin.de Unter den Einsendern verlosen wir 100 Bücher.

Woran erinnern Sie sich besonders?

58 Geiselnahme in Wien

Während einer Konferenz der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) stürmen sechs Terroristen am 21. Dezember 1975 das OPEC-Gebäude in Wien. Drei Menschen werden getötet, etwa 70, darunter elf Erdölminister, geraten in die Gewalt der Terroristen. Deren Forderungen: Einheit der arabischen Staaten, ein Ende der Friedenspolitik gegenüber Israel, Nationalisierung des Erdöls, werden im österreichischen Rundfunk übertragen. Bundeskanzler Bruno Kreisky erreicht schließlich die Freilassung der in Österreich lebenden Geiseln – dafür dürfen die Terroristen mit einem Flugzeug und den restlichen 33 Geiseln nach Algerien und Libyen fliehen. In Etappen lassen sie ihre Geiseln frei. Die PLO distanziert sich von dem Überfall, hinter dem Libyens Staatschef Gaddafi vermutet wird.

59 Der Name der Rose

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Es wird der erste Welterfolg des italienischen Philosophen Umberto Eco: 1980 erscheint sein Kriminalroman „Der Name der Rose“. Es geht um rätselhafte Morde in einer Benediktinerabtei des 14. Jahrhunderts. Bei deren Aufklärung geraten der Franziskanermönch William von Baskerville und sein Gefährte Adson von Melk in eine Welt widerstreitender Glaubenssysteme und vermeintlicher Häresien und sehen sich kriminellen Machenschaften um ein geheimes Buch gegenüber. Eco vermischt gekonnt historische und fiktive Personen, deren Namen nicht zufällig an die Sherlock-Holmes-Romane Arthur Conan Doyles erinnern. Von Publikum und Kritikern gefeiert wird auch die Verfilmung des Buchs mit Sean Connery in der Hauptrolle.

60 Der Historikerstreit

Am 6. Juni 1986 veröffentlicht der Historiker Ernst Nolte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ einen Artikel, in dem er die nationalsozialistischen Verbrechen in den Zusammenhang der europäischen Geschichte der 1920er und 30er Jahre stellt und behauptet: Der bolschewistische Terror sei dem nationalsozialistischen „logisch und faktisch“ vorausgegangen, und die NS-Verbrechen seien eine Reaktion darauf gewesen. Monatelang tobt eine vehemente Debatte zwischen Befürwortern und Gegnern der Nolte’schen Position. Im Zentrum steht anfangs die Frage nach der Einzigartigkeit der „Endlösung der Judenfrage“, vor allem aber nach einem ursächlichen Zusammenhang zwischen nationalsozialistischen und bolschewistischen Morden. Eberhard Jäckel etwa bezweifelt entschieden, dass Hitlers Entschluss zum Mord an den europäischen Juden durch Vernichtungsängste ausgelöst worden sei, die Sowjetrussland bei ihm verursacht habe.

In einer zweiten Argumentationsschiene wirft man Nolte und seinen wenigen Unterstützern, die auf der Vergleichbarkeit der Genozide im 20. Jahrhundert bestehen, vor, die deutsche Vergangenheit zu verharmlosen (Jürgen Habermas) bzw. durch die Eingemeindung in die „Verbrechen aller Jahrtausende“ die Bundesrepublik wieder zu einem normalen Staat machen zu wollen (Rudolf Augstein).

61 Taliban übernehmen die Macht

Dank seiner geographischen Lage gerät Afghanistan im 19. und 20. Jahrhundert erst in die russisch-britischen, dann in die sowjetisch-amerikanischen Auseinandersetzungen. Im Innern bekämpfen sich Modernisierer und Traditionalisten, Anhänger des konstitutionellen Königtums (bis 1973) und Kommunisten. Seit 1978 ist Afghanistan eine Volksdemokratie, die 1979/80 durch den Einmarsch sowjetischer Truppen stabilisiert wird. Deren Gegner, die sogenannten Mudschahedin, unterstützen sowohl der pakistanische Geheimdienst als auch die CIA.

Als die Sowjets Anfang 1989 das Land verlassen, eskalieren bürgerkriegsähnliche Zustände zwischen Regierung und Mu-dschahedin, aber auch innerhalb der Mu-dschahedin. Kriegsmüdigkeit, Unzufriedenheit mit Ineffizienz und Korruption sowie extreme Armut machen die afghanische Bevölkerung empfänglich für neue Hoffnungsträger: Den Taliban, radikal-islamischen Koranschülern, die einen zu den Wurzeln zurückkehrenden Islam predigen und disziplinierter und rücksichtsvoller sind als ihre Gegner, gelingt es, nahezu kampflos weite Landstriche zu gewinnen. Unterstützt vom pakistanischen Geheimdienst, beherrschen sie 2001 fast ganz Afghanistan. Und machen Ernst mit ihrer rigiden Islamvariante: Verstöße gegen die Kleidungs- und Verhaltensregeln werden brutal bestraft, Musik, Tanz, Film und Fernsehen sind verboten. Frauen ist der Schulbesuch untersagt und sie dürfen keinen Beruf ausüben … Brutalität und Willkür bestimmen den Alltag.

62 „Dolly“ – das geklonte Schaf

Das Roslin-Institut bei Edinburgh präsentiert im Februar 1997 eine wissenschaftliche Sensation: Dolly, ein im Juli 1996 geborenes walisisches Bergschaf – das erste durch reproduktives Klonen entstandene Säugetier und somit eine nahezu identische Kopie der (genetischen) Mutter: DNA aus der Euterzelle eines weiblichen Schafs ist in die Eizelle eines anderen Schafs, der man das Erbgut entfernt hat, eingefügt worden; ein drittes Schaf trug den Embryo aus; damit hat Dolly drei Mütter, aber keinen Vater. Die Klontechnik wird weltweit kritisiert; in vielen Ländern, auch in Deutschland, ist das reproduktive Klonen verboten. 2003 wird Dolly wegen einer Lungenerkrankung eingeschläfert. Sie steht, ausgestopft, im National Museum of Scotland in Edinburgh.

63 Berlin wird Regierungssitz

Mit der Wiedervereinigung steht 1990 die Frage nach dem künftigen Sitz von Regierung und Parlament an. Viele wollen Bonn als Regierungssitz beibehalten; Berlin solle nur die repräsentative Hauptstadt werden. Die Bonner Republik stehe international für ein friedliches, europaorientiertes Land; zudem verursache ein Umzug enorme Kosten. Berlin-Befürworter verweisen darauf, dass Bonn seit Gründung der Bundesrepublik nur als provisorische Hauptstadt bis zur Wiedervereinigung gedacht gewesen sei. Auch könne Berlin infolge seiner geographischen Lage die neuen Bundesländer besser einbinden. Am 20. Juni 1991 votiert eine knappe Mehrheit im Bundestag für Berlin als Sitz von Regierung und Parla‧ment („Hauptstadtbeschluss“).

64 Tsunami-Katastrophe in Asien

Weihnachten 2004: Die Anhebung der eurasischen Erdplatte, die vor Sumatra auf die indo-australische trifft, um bis zu 30 Meter löst eines der schwersten Erdbeben seit Beginn der Messungen und in seiner Folge eine gewaltige Welle im Indischen Ozean aus. Am 26. Dezember überrollt sie die Küsten von Thailand, Sri Lanka, Indien, Malaysia, Myanmar, Bang-ladesch, Indonesien und Sumatra, Stunden später erreicht sie die afrikanische Ostküste. Die Folgen sind verheerend. Heute geht man von mehr als 230 000 Toten infolge des Tsunamis aus. Etwa fünf Millionen Menschen werden durch ihn obdachlos.

65 Unruhen in den Pariser Vororten

Am 27. Oktober 2005 flüchten zwei jugendliche Immigranten aus Nordafrika in einem Pariser Vorort vor der Polizei und kommen bei einem Unfall ums Leben. Es kommt zu Gewaltakten gegen Polizisten, Sachbeschädigungen und Brandstiftungen. Rasch weiten sich die Unruhen auf ganz Paris und andere französische Städte aus. In Einzelfällen kommt es bei Straßenschlachten zum Einsatz scharfer Munition. Am 8. November wird der Ausnahmezustand verhängt. Nach drei Wochen ebben die Unruhen schließlich ab. Die Bilanz: ein Todesopfer, über 9 000 zerstörte Autos, über 2800 Festnahmen, Hunderte verletzte Polizisten, Feuerwehrleute und Randalierer, viele beschädigte Gebäude, darunter Schulen, Kindergärten, Ladengeschäfte. In der Diskussion über die Hintergründe der Gewalt werden vor allem die mangelnde Integration von Millionen Einwanderern, fehlende Schulbildung, Massenarbeitslosigkeit und Ghettobildung betont.

66 Fatwa gegen Salman Rushdie

Wegen einiger Passagen in seinem 1988 veröffentlichten Roman „Die satanischen Verse“ werfen islamische Fundamentalisten dem in London lebenden indischen Autor Salman Rushdie Blasphemie vor. Am 14. Februar 1989 verhängt der iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini über ihn eine „Todes-Fatwa“: Weltweit sind alle Muslime zur Vollstreckung des Todesurteils aufgerufen. Khomeini setzt eine Prämie von 150 000 Dollar aus, Fanatiker erhöhen sie auf 2,8 Millionen. Eine Entschuldigung Rushdies Ende 1990 bewirkt nichts. Sein japanischer Übersetzer wird ermordet, der italienische Übersetzer und Rushdies norwegischer Verleger überleben knapp Mordanschläge. Rushdie lebt in England an ständig wechselnden geheimen Orten und unter Polizeischutz. 1998 verkündet Irans Präsident Khatami, die Fatwa solle ruhen; aufgehoben werden kann ein solches Urteil nicht.

Eva Enzinger

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Lö|wen|zahn  〈m. 1u; Pl. nur scherzh.; Bot.〉 Angehöriger einer Milchsaft enthaltenden Gattung der Korbblütler mit grob gezähnten Blättern u. goldgelbem Blütenkorb, dessen Früchte mit einem ”Fallschirm“ aus Haaren ausgestattet sind: Taraxacum; Sy Hundslattich … mehr

♦ Mi|kro|pro|zes|sor  〈m. 23; IT〉 zentraler Baustein eines Mikrocomputers mit Steuer– u. Rechenfunktionen

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Kli|ma|to|lo|gie  〈f. 19; unz.〉 Lehre vom Klima, von den Witterungsvorgängen (in großen Gebieten); Sy Klimakunde … mehr

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