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Von rund zu eckig

Die Gebäudetypen von Cayönü

Von rund zu eckig
Im Südosten der Türkei, im hügeligen Vorland des Osttaurusgebirges, fanden Ausgräber Hinweise einer mehr als 2000jährigen Besiedlung: Hier bewahrten Jäger und Sammler der vorkeramischen Jungsteinzeit ihre Lebensmittelvorräte auf und bestatteten später ihre Toten.

In Çayönü Tepesi – der Name bedeutet „jenseits des Baches gelegener Hügel“ – siedelten Menschen nur im vorkeramischen Neolithikum. Zu allen anderen Zeiten ließen sie sich südlich des Bachs im Schutz bizarrer Kalksteinfelsen nieder. Entdeckt wurde der Ort 1963 bei systematischen Geländebegehungen durch Prähistoriker der Universitäten Istanbul (Halet Çambel) und Chicago (Robert J. Braidwood). Die Forscher waren überzeugt, hier, an der Grenze der Mesopotamischen Tiefebene zum Taurusgebirge, Spuren frühen Siedelns zu finden. An Plätzen wie diesem könnten sich die als Jäger und Sammler lebenden Menschen der Jungsteinzeit zweimal jährlich aufgehalten haben, wenn sie, den Tierherden folgend, im Frühjahr aus der Ebene in die kühleren Hochalmen zogen und wenn sie vor Winterbeginn zurückkehrten. Aus solchen bevorzugten Rastplätzen entwickelten sich im Lauf der Zeit feste Siedlungen, wo man dann begann, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben – so die Theorie.

Zwischen 1964 und 1988 wurden die aus dem vorkeramischen Neolithikum stammenden Schichten des Çayönü Tepesi ausgegraben. Schon dicht unter der Oberfläche fanden sich Überreste menschlicher Behausungen; bis zum gewachsenen Boden ließen sich 21 Siedlungsschichten feststellen. Sie lassen sich in sieben Subphasen (Hauptschichten) untergliedern, in denen sich das Aussehen der baulichen Überreste jedesmal änderte. Da diesen Spuren früher Bautätigkeit besondere Bedeutung zukam, wurden seit 1978 deutsche Bauforscher der Universität Karlsruhe (Wulf Schirmer) als Partner in das Projekt einbezogen.

Direkt auf dem gewachsenen Boden und zum Teil leicht in diesen eingetieft fanden sich gerundete Baustrukturen von etwa 2,5 Metern Durchmesser, hergestellt aus unbearbeiteten Feldsteinen. An einigen Stellen hatten sich Spuren der aufgehenden Wände erhalten, die deutlich machten, daß sich über einem Sockel aus zwei bis drei Steinschichten eine Mischkonstruktion befunden hatte: ein Flechtwerk aus Ästen und Zweigen, das mit Lehm beworfen und dadurch wetterfest gemacht worden war. Neben diesen bescheidenen Rundhütten fand man die Funda-mente eines ebenfalls runden Gebäudes, das deutlich größer war.

In der nächstjüngeren Schicht (Subphase 2) sehen die Reste der baulichen Aktivitäten vollkommen anders aus. Man errichtete nun Anla-gen mit rechteckigem Grundriß, die nicht mehr eingetieft, sondern auf das vorhandene Gelände aufgesetzt waren. Charakteristisch sind parallel angeordnete Mauerstreifen (daher: Grillplan-Gebäude), die zwei bis drei Steinlagen hoch erhalten sind; oben schließen sie mit einer Ausgleichsschicht aus kleinen Lesesteinen ab, über der sich eine Lage aus organischem Material als Träger für einen Fußboden aus Lehm befand. Einige Beispiele eines solchen unterlüfteten Fußbodens sind erhalten geblieben und zeigen, daß der Fußboden zwischen den Mauerstreifen eingesunken ist. Mit dieser aufwendigen Konstruktion wurde offensichtlich eine trockene Lagerfläche zur Aufbewahrung von Vorräten geschaffen…

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Dipl.-Ing. Werner Schnuchel

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