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Zwischen Niedergang und Konsolidierung

Der Deutsche Orden vom 16. Jahrhundert bis heute

Zwischen Niedergang und Konsolidierung
Die Geschichte des Deutschen Ordens in der Neuzeit ist voll von Krisen und Umbrüchen, von der Reformation über die Napoleonischen Kriege bis hin zu Enteignung und Verbot durch die Nationalsozialisten und dem Neuaufbau nach 1945.

Der Vertrag von Krakau 1525 bildete eine wichtige Zäsur. Der Orden verlor sein zentrales Territorium Preußen und sein Oberhaupt, den Hochmeister. Das erforderte eine neue Organisation zwischen den restlichen Ordensgebieten in Livland und im römisch-deutschen Reich, zwischen dem livländischen Landmeister und dem Deutschmeister. Der Deutschmeister übernahm die Ordensleitung. Der Ordenszweig in Livland führte ein Eigenleben, Verbindungen zwischen beiden Zweigen gab es kaum. Da knapp vier Jahrzehnte später der Orden unter dem Ansturm aus Moskau auch Livland verlor, blieb er fortan beschränkt auf das Gebiet des Heiligen Römischen Reiches unter habsburgischer Führung.

Hinzu kam die Reformation. Die meisten Ordenspriester verließen den Orden. Ein Teil der Ordensritter wurde protestantisch. Da das Problem der sozialen Versorgung von nachgeborenen Adelssöhnen unabhängig von der Konfession war, blieben die protestantischen Ritter weiter im Orden. Dadurch wurde der Orden trikonfessionell: Katholiken, Lutheraner und Kalvinisten. Der Hochmeister war immer Katholik.

Durch die Union zwischen Polen und Litauen bzw. die Christianisierung Litauens am Ende des 14. Jahrhunderts hatte der Orden seine ursprüngliche Aufgabe des Kampfes gegen die Heiden verloren. Daher existierten Pläne, ihn nach Südosten zu versetzen gegen die auf dem Balkan vorrückenden Türken. Dagegen wehrte er sich in Preußen mit dem Argument, Litauen sei noch gar nicht christianisiert, und in Livland mit dem Argument des Kampfes gegen die russischen Schismatiker. Im römisch-deutschen Reich sah man nur die Etappe. Letztlich war der Orden eine Versorgungsinstitution für den niederen Adel geworden, wie auch die Domkapitel oder manche Klöster.

Nach 1525 mußte der Deutschmeister versuchen, die auseinanderstrebenden Kräfte innerhalb des Ordens unter seiner Führung zusammenzuhalten. Aufgrund der Aufspaltung des Heiligen Römischen Reiches in viele Territorien, noch dazu in der konfessionellen Auseinandersetzung, war das ein großes Problem. Denn der Orden besaß im Reich zwar viele Einzelniederlassungen, aber keine zusammenhängenden Gebiete wie in Preußen oder Livland. Unter jeder Landesherrschaft, in jeder Stadt stellten sich neue Probleme. Die Lösung gelang nur durch eine enge Anlehnung an das Kaiserhaus.

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Für die Unterstützung zahlte der Orden einen hohen Preis: Zum einen nahm der Kaiser den Orden in die politische Pflicht des Einsatzes gegen die Türken im Südosten, die 1529 zum erstenmal vor Wien standen. Das seit Beginn des 16. Jahrhunderts habsburgische Ungarn wie auch die österreichischen Länder Steiermark und Kärnten blieben massiv bedroht, die Verteidigungsaufgabe forderte auch vom Orden großen und verlustreichen Einsatz.

Die veränderte Aufgabe des Heidenkampfes wurde 1606 in der neuen Ordensregel berücksichtigt. In Zukunft sollte es kein Ordensamt geben – und damit keine Versorgungsposition –, wenn der Ritter nicht mindestens drei Feldzüge gegen die Türken absolviert hatte. Am Ende des 17. Jahrhunderts stellte der Orden sogar ein eigenes Regiment auf, dessen Führer der Hoch- und Deutschmeister war. Diese militärische Tradition existiert noch heute im Heer der Republik Österreich, wenn auch der Hochmeister schon lange nicht mehr Chef des Regiments ist.

Für die kaiserliche Unterstützung zahlte der Orden nicht nur diesen politisch-militärischen Preis, sondern auch einen personellen. Seit Ende des 16. Jahrhunderts kam der Hochmeister stets aus dem habsburgischen Kaiserhaus. Hatte das Haus Habsburg keinen Sohn zur Verfügung, konnte auch ein verwandtes Fürstenhaus vorübergehend die Position besetzen. Nur in Ausnahmefällen kam ein Hochmeister noch aus den Reihen der Ordensritter. Damit war das Hochmeisteramt bis ins 20. Jahrhundert hinein de facto eine habsburgische Sekundogenitur. Das konnte von großem Nachteil sein, wie etwa bei der polnischen Königswahl Ende des 16. Jahrhunderts. Als der habsburgische Thronbewerber Maximilian sich nicht durchsetzen konnte und sogar festgesetzt wurde, mußte der Orden das Lösegeld zahlen. Es konnte aber auch von Vorteil sein, eng mit dem Kaiserhaus verbunden zu sein, denn die ausgezeichnete Erziehung eines Erzherzogs und seine guten Verbindungen vermochten es, dem Orden Anfang des 17. Jahrhunderts, nach der rein organisatorischen Festigung in den vorangegangenen Jahrzehnten, nun eine neue Regel zu geben. Damit existierte – erstmals seit dem 13. Jahrhundert – ein neues theologisches Fundament. Es war allerdings auf die die Politik tragende Sozialschicht, den Adel, ausgerichtet. Die Ritter hatten vor ihrer Aufnahme 16 adlige Ahnen nachzuweisen, das Bürgertum war ausgeschlossen. Das traf auch für andere Ritterorden und die Domkapitel zu. Nur die Ordenspriester durften aus dem Bürgertum oder dem Bauernstand kommen. Sie mußten nur ehelich geboren sein. Da der Orden seit dem 13. Jahrhundert innerhalb des Heiligen Römischen Reiches viele Pfarren besaß, wurde seit der Reform Anfang des 17. Jahrhunderts Wert auf eine gute Ausbildung der Pfarrer gelegt. Zu diesem Zweck richtete der Orden Stipendien für Theologiestudenten ein, beispielsweise an den Universi-täten Köln und Löwen (im heutigen Belgien). Ebenso gründete er Priesterseminare, deren wichtigstes am Hochmeistersitz in Mergentheim in Franken lag. Die Leiter des dortigen Priesterseminars wurden beratende Mitglieder der Mergentheimer Ordensregierung…

Der Deutsche Orden im Internet Die Deutsche Brüderprovinz des Deutschen Ordens hat ihren Sitz in Weyarn bei München: http://www.deutscher-orden.de

Das Amt des Hochmeisters ist in Wien angesiedelt: http://www.deutscher-orden.at

Neben Deutschland und Österreich gibt es Konvente des Deutschen Ordens in Italien (Südtirol), Tschechien, der Slowakei und Slowenien. In diesen Ländern sowie in Belgien gibt es darüber hinaus in Balleien und Komtureien gegliederte Einrichtungen der Familiaren des Deutschen Ordens. Diesen gehören Männer und Frauen weltlichen oder geistlichen Standes an, die den Orden in seinen Werken und Anliegen unterstützen.

Die Einrichtungen des Ordens in Alten-, Behinderten-, Jugend- und Suchthilfe werden in Deutschland von den DeutschOrdensWerken betrieben. http://www.deutschordenswerke.de

Prof. Dr. Udo Arnold

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