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Zwischen Silberschatz und römischer Mittelklasse

Augusta Raurica – Alltagsleben in einer römischen Koloniestadt

Zwischen Silberschatz und römischer Mittelklasse
Zahlreiche Bauwerke aus römischer Zeit beeindrucken noch heute durch ihre ausgeklügelte Architektur. Wer hingegen mehr über das tägliche Leben in der Antike erfahren will, sollte der östlich von Basel gelegenen Koloniestadt Augusta Raurica einen Besuch abstatten.

Das „Römerhaus“ in Augusta Raurica (dessen Fläche sich heute die Gemeinden Augst und Kaiseraugst teilen) wurde vor genau 50 Jahren anhand von Vorbildern aus Herculaneum und Pompeji rekonstruiert und mit Originalfunden und detailgetreuen Kopien ausgestattet. Es war der erste Versuch, der Öffentlichkeit den zivilen Alltag in den nordwestlichen Provinzen des Imperium Romanum näherzubringen. Daß das Römerhaus quasi Modellcharakter besitzt, zeigen jüngere, diesem Vorbild nachempfundene Freilichtmuseen – wie etwa in Xanten oder in Kempten. Einrichtung und Ausstattung des Augster Römerhauses wurden in den vergangenen Jahrzehnten verschiedentlich dem aktuellen Forschungsstand angepaßt. Die zahlreichen Notgrabungen liefern nicht nur attraktive Exponate, sondern auch immer wieder neue Informationen zum antiken Modus vivendi. Daher wissen wir heute auch, daß das Römerhaus – entgegen der ursprünglichen Annahme – lediglich die Wohnverhältnisse eines bestimmten Bevölkerungsteils veranschaulicht, nämlich jene der gehobenen Mittelschicht im 2. und 3. Jahrhundert. Dies zeigen Vergleiche mit luxuriöseren domus (Stadtvillen) in anderen römischen Städten, aber auch Beispiele aus Augusta Raurica selbst. Dennoch verfügte ein solches Haus über deutlich mehr Platz als die übliche Mietskaserne: Dort wohnte eine drei bis sechs Köpfe zählende Familie oftmals in einem einzigen Raum.

Am besten veranschaulichen läßt sich diese „Mittelklassigkeit“ im heute als feudal empfundenen Badetrakt. Das balneum umfaßt einen Umkleideraum (apodyterium), ein Warmbad (tepidarium), ein Heißbad (caldarium) und ein Kaltbad (frigidarium). Die einfache Bevölkerung mußte hingegen die öffentlichen Badeanlagen, die Thermen, aufsuchen. Die balnea der städtischen Luxusvillen besaßen dagegen zusätzlich noch eine piscina (Schwimmbecken) sowie ein sudatorium (Schwitzbad, Sauna). Zudem waren nicht nur die Bade-, sondern oft auch die Wohnräume mit einer Unterboden- und Wandheizung (Hypokaust) ausgestattet.

Der Alltag einer gutsituierten Familie spielte sich vorwiegend in jenen Räumen ab, die sich im rückwärtigen, von der Straße abgewandten Teil des Hauses befunden haben. Geschlafen wurde im cubiculum nocturnum, in dem unter anderem die Betten der Eltern, ein „Schminktisch“, Kleidertruhen und Korbstühle standen. Kinder und Bedienstete schliefen im Obergeschoß. Die Küche (culina) bildete den eigentlichen Mittelpunkt des römischen Haushalts: Hier stand nicht nur der als „heilig“ verehrte Kochherd, sondern oft auch das lararium (Hausheiligtum). Befremdlich wirkt heute hingegen, daß sich auch der Abort in der Küche befand…

Dr. Peter-Andrew Schwarz

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