In einer nebeligen Novembernacht des Jahres 1953 stürzte Frank Olson aus dem 13. Stock eines New Yorker Hotels und starb. Für die Polizei war der Fall klar: Der Biochemiker und Offizier des amerikanischen Geheimdienstes CIA hatte Selbstmord begangen. Fast ein halbes Jahrhundert später treffen die deutschen Journalisten Egmont R. Koch und Michael Wech Olsons Sohn Eric. Der hatte nie an einen Selbstmord seines Vaters geglaubt und 1994 dessen Leiche exhumieren lassen. Die Obduktion bestätigte seinen Verdacht: Frank Olson wurde ermordet. Olson leitete das Projekt Artischocke, bei dem die CIA nach dem Zweiten Weltkrieg Experimente an Kriegsgefangenen und vermeintlichen Spionen vornahm. Zum Repertoire gehörten Elektroschocks, Drogen und Folter, bis hin zu chirurgischen Eingriffen ins Gehirn. Olson geriet in eine psychische Krise, als er miterlebte, wie Menschen an den Folgen seiner Experimente starben. Er wollte die CIA verlassen und auspacken. Ob das sein Schicksal besiegelte, lässt sich allerdings auch nach 50 Jahren nicht klar beantworten. Koch und Wech fanden noch mehr heraus: Deutsche KZ-Ärzte setzten ihre Menschenversuche mit Wissen der CIA fort. Bis in die siebziger Jahre experimentierten sie an Gefangenen, psychisch Kranken und Waisenkindern auch in Militärbasen der US Army in Deutschland , oftmals ohne deren Wissen und Einverständnis. Deckname Artischocke ist fundiert recherchiert. Neben einem umfangreichen Quellenverzeichnis verleihen zahlreiche Fotos und Originaldokumente dem Begleitband zu einem Fernsehfilm eine bedrückende Authentizität.
Dr. Ute Schönfelder