Stanley Williams wurde bei einem Vulkanausbruch schwer verletzt. Sechs andere Wissenschaftler starben. Über Gefahr und Reiz solcher Forschung hat der Vulkanologe ein Buch geschrieben, das unter die Haut geht.
Ausgerechnet als einige Vulkanologen am Rande einer Tagung den kolumbianischen Galeras besteigen, bricht der Vulkan aus. Im Hagel glühender vulkanischer Bomben sterben sechs von ihnen. Exkursionsleister Stanley Williams wird an Kopf und Bein getroffen und bleibt schwer verletzt liegen. Dass er mit dem Leben davonkommt, nur einen Steinwurf vom Kraterrand entfernt, grenzt an ein Wunder.
Diesen Alptraum hat sich der amerikanische Vulkanologe jetzt von der Seele geschrieben, wobei ihm der Journalist Fen Montaigne zur Seite stand. Verpackt in seine persönliche Geschichte erzählt er über die moderne Vulkanforschung. Das ist so fesselnd geschrieben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Ängstliche Gemüter, so klingt es zwischen den Zeilen, beschäftigen sich mit erloschenen oder „harmlosen“ Vulkanen. Doch explosive Vulkane wie der Galeras seien nur etwas für hartgesottene Forscher.
Williams und Montaigne haben ein paar von ihnen porträtiert, darunter das legendäre Vulkanologen-Ehepaar Katia und Maurice Krafft, das am japanischen Unzen umkam.
Williams wurde nach der tödlichen Exkursion vorgeworfen, dass er seine Kollegen fahrlässig der Gefahr ausgesetzt hätte. Vielleicht rechnet er deshalb so akribisch nach, wie viele Vulkanologen schon ihr Leben gelassen haben. Seine Kollegen hätten also wissen müssen, worauf sie sich einließen.
Erstaunlich nur, dass die internationale Elite, die sich in Kolumbien traf, den Ausbruch nicht vorhersagen konnte.
Mit der Erklärung erhält der Leser einen authentischen Blick auf die Fallstricke der Vorhersage. Er liest vom Knistern im Gestein, das einen Ausbruch ankündigt den „Mikrobeben“ , vom feinen „Summen“, wenn Magma im Untergrund aufsteigt hörbar nur für Seismometer und vom Aufblähen des Berges messbar mit Gravimetern und Höhenmessern. Und er erfährt, dass eben manchmal alles ganz anders kommt, als die Erfahrung der Forscher lehrt.
Das dramatische Erlebnis machte Williams in den USA so bekannt, dass er durch die Talkshows gereicht wurde. Er gilt als „der Mann, der den Galeras überlebte“. Doch der Berg forderte seinen Tribut: Bis heute laboriert Williams an einer Kopfverletzung, die seine Persönlichkeit verändert hat. Trotzdem: Auf den Galeras steigt er immer wieder.
Klaus Jacob, freier Wissenschaftsjournalist für Geowissenschaften.