Stattdessen hat Dawkins Pochen auf Rationalität die Schlachten des 19. Jahrhunderts auf eine neue Spitze getrieben, wofür seine Gedanken im Kulturbetrieb das Etikett Neuer Atheismus erhalten haben. Mit seinen modernen Argumenten wie der allerdings wenig erhärteten kulturellen Evolutionsthese, der zu folge Gottglaube als evolutionäre Fehlentwicklung zu interpretieren ist, hat Dawkins den Religionsfrieden aufgekündigt. Aus seiner Sicht ist die Koexistenz zweier völlig unverwandter Weltsichten hier Wissenschaft, dort Religion weltfremd und sollte konsequent unterlaufen werden. Es kann nur eine einzige geben. Das ist der Stoff, aus dem Kulturkämpfe gestrickt werden.
Jurymitglied Joachim Müller-Jung, FAZ