Der Troja-Ausgräber Korfmann und der Althistoriker Kolb fechten seit Jahren mit ihren wissenschaftlichen Kohorten einen medienträchtigen Streit aus: Wie weit dehnte sich die Siedlung an den Dardanellen aus, wie mächtig war der bronzezeitliche Fürstensitz, liefen hier die Routen des internationalen antiken Handels zusammen? Was sagen die Grabungen der letzten 15 Jahre dazu? Im Visier der Buchautoren steht vor allem der Komplex Troja Homer Trojanischer Krieg. Entstanden ist eine auch für den Laien hilfreiche Bestandsaufnahme: Was wissen wir wirklich über die Ruinen an der kleinasiatischen Westküste? Wie können wir die archäologischen und schriftlichen Nachrichten deuten? Welchen Wahrheitsgehalt haben Homers Gesänge?
Vor allem der Beitrag von Ulrich Sinn, Archäologieprofessor in Würzburg, ist ein Plädoyer wider Effekthascherei und Großsprecherei. Er erinnert seine Zunft mit eingängigen Beispielen an die Fallstricke schneller Deutungen. Sinn fordert von seinen Kollegen mehr Sachlichkeit und größere Gelassenheit und den Mut, wo es Not tut zu sagen: Das wissen wir nicht, noch nicht, nicht so genau.