Marie Curie starb als Folge ihrer Arbeit mit radioaktiven Substanzen an Blutkrebs, der Vater der Kontinentaldrift-Theorie Alfred Wegener kam bei einer Expedition im Grönlandeis ums Leben. Blitzschlag, Quecksilbervergiftungen, Vulkanausbrüche es gibt viele Wege, ein Forscherleben zu beenden. Denn im vermeintlichen Elfenbeinturm der Wissenschaft lebt es sich manchmal gefährlich. Von den Risiken professionellen Wissensdrangs erzählt der Biologe Franz Wuketits in seinem neuen Buch. Er war Direktor des Konrad-Lorenz-Instituts und lehrt heute als Professor in Graz und Wien.
Wuketits stellt 28 Forscher vor, die an den mehr oder weniger direkten Folgen ihrer Arbeit starben. Darunter sind auch Wissenschaftler, die kaum einer kennt wie der Ornithologe Gustav Kramer, der beim Versuch, ein Nest von Felsentauben zu erklettern, tödlich abstürzte. Aber Wuketits erzählt auch von mittelbaren Todesursachen: Überarbeitung in kalten, zugigen Labors, Entkräftung, Ermordung und Freitod wie bei den Physikern Ludwig Boltzmann und Paul Ehrenfest. Dabei wird klar, wie unglaublich risikobereit bis hin zur Selbstzerstörung im Dienst der Wissenschaft manche Forscher arbeiten.
Bei aller Knappheit macht Wuketits stets das individuelle Leben und die Persönlichkeit hinter der wissenschaftlichen Erkenntnis sichtbar. Allerdings hätten dem Buch einige neuere Beispiele gut getan. So drängt sich der fälschliche Schluss auf, Lebensgefahren für Forscher seien längst Geschichte.
Dr. Eva Tenzer