Sich gegen die gesamte Weltelite der Klimaforscher zu stellen, ist mutig. Die Autoren tun denn auch alles, um nicht unseriös zu wirken. Sie zitieren viele Studien, hängen ein 70 Seiten langes Quellenverzeichnis an und lassen einige Kapitel von Professoren schreiben, die mit ihnen auf einer Wellenlänge sind. Aber: Die Argumente sind längst bekannt und durch vielerlei seriöse Studien widerlegt. Vahrenholt und Lüning gießen lediglich stilistisch gekonnt die Thesen der Klimaskeptiker neu auf. Warum sie das tun, und warum sie ihr Buch gerade jetzt herausbringen, hat vermutlich politische Gründe. Sie fordern eine andere Klimapolitik. Der Chemiker Vahrenholt und der Geologe Lüning halten die Eile beim Umstieg auf regenerative Energiequellen für völlig unnötig. Man könne die Aufgabe in aller Ruhe angehen, weil die globale Erwärmung gar nicht so schlimm sei.
Sicher spielt die berufliche Position der Autoren dabei eine Rolle: Vahrenholt ist bis zum Juli im Vorstand von RWE-Innology, einer grünen Tochter des Energieriesen, und Lüning ist Afrikaexperte bei RWE Dea. In einem Punkt haben die Querdenker trotzdem recht: Die Klimadebatte trägt inzwischen Züge eines Religionsstreits, Abweichler gelten als Ketzer. Mehr Nüchternheit täte dem Wissenschaftsbetrieb gut.
Klaus Jacob