Der amerikanische Titel ist schöner: Knocking On Heavens Door heißt das neue Buch von Lisa Randall im Original, nach einem Song von Bob Dylan, den die Harvard-Professorin und derzeit wohl berühmteste Physikerin der Welt besonders gern hört. Beide Titel, der deutsche und der amerikanische, sind auf ihre Art treffend, denn das Buch besteht aus zwei ineinander verwobenen Strängen, einem physikalischen und einem metaphysischen: zum einen erklärt Randall, wie die Physiker mit dem Large Hadron Collider, ihrer neuen Riesenmaschine bei Genf, den Aufbau des Universums vermessen; zum anderen beschreibt sie ihre Sicht vom Sinn der Wissenschaft und deren Verhältnis zur Religion.
Der physikalische Strang ist aktuell und souverän geschrieben nicht weniger erwartet man von der angesehenen Teilchenphysikerin Randall. Eine Überraschung ist der metaphysische Strang, in dem Randall mit hohem Reflexionsniveau philosophischen Fragen nachgeht: Kann man als Wissenschaftler religiös sein? (Nein, sagt Randall.) Gibt es unverrückbare Wahrheiten in der Wissenschaft? (Ebenfalls nein.) Randall ist entschiedene Atheistin und wissenschaftliche Reduktionistin. Dabei bleibt sie erfreulich undogmatisch und offen für Gegenargumente ganz im Geist der wissenschaftlichen Methode.
Tobias Hürter