Der Bestseller aus dem Jahre 1910 ausgezeichnet von der bdw-Jury als Wissenschaftsbuch des Jahres 2010 in der Kategorie Überraschung: das originellste Buch
Darf ein Buch, das vor 100 Jahren erstmals publiziert wurde, Wissenschaftsbuch des Jahres 2010 werden? Ausnahmsweise: Ja! 1910 hatte der Journalist Arthur Brehmer Gelehrte vom Professor bis zur Frauenrechtlerin gefragt, wie sie sich das Leben im Jahr 2010 vorstellten. Die 23 Aufsätze publizierte er im Buch Die Welt in 100 Jahren. Es geht darin unter anderem um Kriege, Religion und die Rolle der Frau. Der Reiz das Buchs liegt natürlich darin, dass die Zukunft inzwischen Gegenwart geworden ist und wir die Treffsicherheit der Experten überprüfen können. Einer der wenigen Volltreffer ist das Telephon in der Westentasche, das unsere Lebensgewohnheiten wie vorausgesagt grundlegend verändert hat. Aber natürlich sind es vor allem die Fehlprophezeiungen, die den Unterhaltungswert ausmachen: die Sopranpauke, die Äpfel so groß wie Melonen, die Ballonschlachten oder die Überwindung aller Krankheiten durch die Radiumtherapie. Aber das Buch sorgt nicht nur für Schadenfreude. Es regt auch dazu an, sich ernsthaft mit der Schwierigkeit, die Zukunft zu erkennen, auseinanderzusetzen und heutigen Prognosen mit gesundem Misstrauen zu begegnen egal von wem sie stammen. Und wen das Lesen der alten Schrift auf die Dauer zu sehr anstrengt, der kann sich beim Betrachten der wunderbaren Illustrationen von Ernst Lübbert ausruhen.
Reto Schneider
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