Am 5. August 1858 gelang es Ingenieuren, Amerika und Europa mit einem Telegrafenkabel zu verbinden, das sie im Meer versenkt hatten. Diese erste transatlantische Kommunikationsverbindung wurde euphorisch gefeiert, auch wenn sie nur vier Wochen bestand. Der Amerikaner John Griesemer hat dem technischen Meisterwerk mit einem opulenten Roman, der in den Feuilletons stark beachtet wurde, ein Denkmal gesetzt. Darin schmückt der Journalist und Schauspieler die historischen Vorgaben reich mit teils bizarren Geschichten aus: Im Vordergrund stehen stets die handelnden Personen und ihre persönlichen Verstrickungen, nicht die Technik.
Den künstlerischen Freiheiten fiel allerdings manche Tatsache zum Opfer. So schiebt Griesemer die Ingenieurleistung den Amerikanern zu, obwohl der Ruhm tatsächlich den Engländern gebührt. Dennoch steckt eine Menge Recherchearbeit in dem mitreißenden, handlungsstarken Werk. Vom ersten Tunnel unter der Themse, in dem sich Prostituierte tummelten, bis zu den Anfängen der Londoner Kanalisation die Liebe zum Detail lässt die Technik vor 150 Jahren wieder aufleben. Der Leser erfährt, wie das damals größte Schiff vom Stapel lief, wie ein Telegrafenkabel hergestellt wurde oder wie die Nachrichtenübermittlung funktionierte. Griesemers Roman demonstriert, wie begeistert, geradezu berauscht die Menschen auf die technischen Errungenschaften reagierten auch wenn viele noch in den alten spiritistischen Vorstellungen verfangen blieben.
Klaus Jacob