Hier setzt Alexander Unzicker an. Er unterrichtet an einem Münchner Gymnasium Mathematik, Physik und Astronomie und ist Gutachter für diverse Fachzeitschriften. Außerdem verfasst Unzicker Beiträge über Kosmologie und Gravitationsphysik. Unzicker will sich keineswegs mit den ausgetretenen Pfaden seiner Disziplin abfinden. Und er ist nicht der Einzige: Forscher wie Lee Smolin oder Roger Penrose machen ihrem Unmut ebenfalls Luft. Aber Unzicker ist der Radikalste im deutschen Sprachraum. Er ist überzeugt: Die Physik steckt auf der Jagd nach der Weltformel in einer Sackgasse. Der theoretische Überbau und die immer wieder neuen mathematischen Konstrukte (allen voran die Strings) erinnern ihn an die ominöse Epizykeltheorie, mit der die antiken Naturforscher versuchten, das geozentrische Planetenmodell zu retten. Unzicker mahnt die Physiker, sich wieder mehr auf das Experiment als Werkzeug der Erkenntnis zu stützen.
Auch wenn es der Buchtitel auf den ersten Blick suggeriert: Unzicker gehört keineswegs zu den Propheten einer dubiosen Physik. Zielgenau legt er die Finger in die Wunden der etablierten Wissenschaft. Seine Argumente sind häufig stichhaltig, mindestens aber diskussionswürdig. Da wäre es gar nicht notwendig gewesen, mit Kapitelüberschriften wie Präzision im Kaffeesatz oder Am Treffpunkt des Unwissens zu provozieren. Und dass der Autor penetrant auf seine persönlichen Kontakte zu den Besten seiner Zunft hinweist, ist einfach nur peinlich.
Helmut Hornung