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1956. – Welt im Aufstand.

Hall, Simon

1956. – Welt im Aufstand.

Wie kleinteilig die Forschung zum 20. Jahrhundert geworden ist, lässt sich daran ermessen, dass in jüngster Zeit zahlreiche dicke Bücher jeweils zu „Schlüsseljahren“ erschienen sind. 1914, 1918, 1946, 1968, 1979 und natürlich 1989. Nun liegt ein weiteres vor, in dem behauptet wird, ein einziges Jahr könne die Welt erklären. Ein ähnlich gewaltiges Jahr wie 1789, da war immerhin die Französische Revolution, oder 1848, als ein Völkerfrühling ausbrach. Und dieses „Superjahr“, welches in der Lage sei, das 20. Jahrhundert zu entschlüsseln, ist: 1956. Wer wäre auf diese Jahreszahl gekommen?

Sicherlich: Die Suez-Krise veränderte die Welt, die alten Kolonialmächte waren düpiert, und der Stern des „Dritte Welt“-Idols, General Gamal Abdel Nasser, ging auf. Die ungarische Revolution erschütterte den Ostblock, und auf dem XX. Parteitag der KPdSU hielt Chruschtschow seine berühmte Rede, in der er einige Verbrechen Stalins verurteilte. Im US-Bundesstaat Alabama setzten schwarze Amerikaner unter Martin Luther King erstmals die Aufhebung der Rassentrennung durch, und im südafrikanischen Johannesburg formierte sich eine Bewegung gegen die Apartheid.

In Nordafrika entzündete sich der Algerien-Krieg, und unter der Führung von Fidel Castro und Che Guevara landeten Rebellen von Mexiko aus auf Kuba, um das Regime des Diktators Fulgencio Batista zu stürzen. Diese Aktion war eigentlich ein Fiasko, die Ankunft der Revolutionäre ähnelte eher einem Schiffbruch als einer Landung. Das Ereignis wurde erst viele Jahre später, als Castro Erfolg hatte, in die Ruhmeshalle der kubanischen Revolution aufgenommen. Und dass, wie geschrieben wird, der Rock ’n’ Roll die Generationen spaltete – dies ließ sich sicherlich nicht nur für 1956 erkennen.

So reizvoll das Buch des jüngeren britischen Historikers ist und so ungewöhnlich gut die einzelnen Episoden erzählt sind – es bedarf einiger Mühen, 1956 zum „Schicksalsjahr“ des 20. Jahrhunderts „hochzupuschen“. Manche Kontinuitäten reichen tiefer, vieles kam erst einige Jahre später in Schwung oder zum Durchbruch. Aber immerhin: Im Verlauf des Jahres 1956 waren Menschen überall im Aufstand – von Montgomery (Alabama) bis Budapest, von Johannesburg bis Warschau, von Havanna bis Kairo. Sie forderten vor allem eines: Freiheit.

So liefert Simon Hall ein grandioses Panorama von Freiheitsbewegungen, vom Abstieg der alten Mächte und vom Aufstieg neuer Bewegungen. Damit ist eine wichtige Dimension des „Jahrhunderts der Extreme“ eingefangen; viele andere Aspekte, die mit anderen Zäsuren verbunden sind, jedoch nicht.

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Rezension: Prof. Dr. Edgar Wolfrum

Hall, Simon
1956. – Welt im Aufstand.
Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2016, 479 Seiten, Buchpreis € 24,95
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