Der niederländische Autor Ian Buruma legt in seinem Buch über 1945 den Fokus neben Europa vor allem auf Japan und spannt einen Bogen vom Kriegsende über die Heimkehr der Soldaten, den Aufbau von Rechtsstaatlichkeit bis hin zu Entnazifizierung und Re-Education in Deutschland. Der Autor malt zunächst ein Bild des Kriegsendes, gemischt aus Jubel, Hunger und Rache. Rache wollten viele nehmen, die unter den Nazis gelitten hatten, so die Zwangsarbeiter und die Juden, die sich als „Displaced Persons“ erneut entwurzelt sahen und zunächst ohne Nahrung und ärztliche Versorgung blieben. Die Geschlechterbeziehungen in der Umbruchsituation schildert Buruma differenziert: Auch er erwähnt die Massenvergewaltigungen, betont jedoch, wie stark sich Frauen zu den strahlenden, gut genährten Siegern hingezogen fühlten. In Japan dagegen versuchte die Regierung wohlanständige Frauen zu schützen – durch organisierte Prostitution in riesigen „Trosteinrichtungen“ für die alliierten Besatzer. Burumas Buch sammelt viele Impressionen, lässt jedoch eine klare Strukturierung vermissen. Zudem stützt er sich nicht nur auf Zeitzeugen-Berichte, sondern auch auf Literatur, deren Quellentauglichkeit er nicht reflektiert.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger