„Sehnsucht nach Harmonie“ hat Peter Becher seine sorgfältig recherchierte Biographie über den Dichter des „Nachsommers“ untertitelt – und sicher bildet diese Sehnsucht einen Motivstrang im Schaffen Adalbert Stifters.
Geboren und aufgewachsen im böhmischen Oberplan nahe Krumau (heute C· esky´ Krumlov), ausgebildet im Benediktinerstift von Kremsmünster, begann Stifter, der sich eigentlich als Maler verstand, erst verhältnismäßig spät seine spektakuläre Dichterkarriere. Der wachsenden Anerkennung seiner Kunst folgte endlich auch eine geachtete Position als kaiserlich-königlicher Schulrat in Linz.
Daß dies nur der äußere Lebensgang des zutiefst zerrissenen, mit der politischen Restauration nach 1848 hadernden, zusehends in Sucht und Melancholie verfallenden Dichters ist, läßt sein verstörendes Ende ahnen: Stifter starb am 26. Januar 1868 durch einen Schnitt in den Hals, den er sich mit einem Rasiermesser beigebracht hatte.
An Stifters Werk will heute nur schwer eine Annäherung gelingen. Doch Becher ist ein kundiger und behutsamer Führer zum Verständnis der Stifterschen Texte, und liest man sie, so sind es vielleicht am ehesten die an Intensität nicht mehr zu übertreffenden Naturschilderungen, bei denen Stifter zum „Wortmaler“ wird, die auch heute noch bezaubern.
Rezension: Talkenberger, Heike