Während der „Adolf-Grimme-Preis“ als Auszeichnung für hervorragende Fernsehproduktionen einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist, lässt sich dies vom Leben seines Namensgebers nicht behaupten. Umso mehr ist zu begrüßen, dass nun eine neue Biographie vorliegt, die das bemerkenswerte Engagement des sozialdemokratischen Kulturpolitikers beschreibt.
Der Sohn eines Bahnhofsvorstehers fühlte sich zunächst zum Pädagogen berufen, doch nach kurzer Zeit schon eröffnete sich ihm eine politische Karriere, die in seiner Tätigkeit als letzter preußischer Kultusminister bis zur Auflösung des Staatsministeriums 1932 gipfelte. Während der Nazi-Zeit schloss er sich Widerstandskreisen um die „Rote Kapelle“ an, wurde 1942 verhaftet und verbrachte drei Jahre im Zuchthaus. 1945 setzten ihn die Engländer als Kultusminister des Landes Niedersachsen ein; schließlich übernahm er 1953 die Generaldirektion des Nordwestdeutschen Rundfunks.
Dies sind die äußeren Lebensetappen, doch Burkhardt schildert darüber hinaus Grimmes tiefe Religiosität, die christliche Vorstellungen mit den sozialen und politischen Anliegen der Arbeiterschaft zu verbinden suchte, und kennzeichnet so den kulturellen Kontext eines Lebens, das die Weimarer Zeit mit dem Aufbruch der jungen Bundesrepublik verband.
Rezension: Talkenberger, Heike