Eine der wichtigsten Errungenschaften der Revolution von 1919 war die Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland und in Österreich. Unter den ersten weiblichen Abgeordneten, die ins österreichische Parlament einzogen, war Adelheid Popp. Die 1869 in ärmlichste Verhältnisse hineingeborene Wienerin schloss sich als junge Fabrikarbeiterin den Sozialdemokraten an und engagierte sich von da an unermüdlich für Demokratie, Frauenrechte und -bildung. Sie wurde 1892 Mitbegründerin und Redakteurin der „Arbeiterinnenzeitung“, später Mitglied des Wiener Gemeinderats, bevor sie 1919 in den Nationalrat gewählt wurde.
Gernot Trausmuth hat sich in einem lesenswerten Buch mit Adelheid Popp befasst und schildert zu Beginn, wie diese ihren Weg zum politischen Engagement fand. Dabei kann er sich auf Popps bemerkenswerte und auch von Zeitgenossen schon viel gelesenen Memoiren „Die Jugendgeschichte einer Arbeiterin“ stützen. Adelheid Popp kritisierte vor allem die „geistige Vernachlässigung der Arbeiterinnen“ und engagierte sich im Arbeiterinnenbildungsverein. Doch damit nicht genug: Sie wollte auch auf der politischen Bühne aktiv werden, was ihre männlichen Mitstreiter zunächst nur widerwillig zuließen. Aufhalten aber ließ sich die temperamentvolle Rednerin dadurch nicht.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Gernot Trausmuth
„Ich fürchte niemanden“
Adelheid Popp und der Kampf für das Frauenwahlrecht
Mandelbaum Verlag, Wien/Berlin 2019, 303 Seiten, € 19,–