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Als unsere Welt christlich wurde – Aufstieg einer Sekte zur Weltmacht

Veyne, Paul

Als unsere Welt christlich wurde – Aufstieg einer Sekte zur Weltmacht

„Was tue ich, wenn ich dieses kleine Buch schreibe? Ich glaube, damit der historischen Wahrheit zu dienen, und hoffe, damit gleichzeitig meinen eigenen Interessen förderlich zu sein“. Diese eigenen Beweggründe, als er das vorliegende Buch schrieb, vergleicht Paul Veyne mit denjenigen seines Helden Konstantin (römischer Kaiser von 306 bis 337), als dieser unsere Welt christlich zu machen begann, und damit bezieht er eindeutig in einer seit Jacob Burckhardt währenden Kontroverse Stellung: Konstantin war keineswegs ein bloßer Machtpolitiker, sondern ein wirklich gläubiger Christ, aber er erkannte andererseits durchaus den praktischen Nutzen des Christentums für seine Politik.

Der 29. Oktober 312, jener Tag, an dem Konstantin nach dem Sieg an der Milvischen Brücke gegen Maxentius über die Via Lata in Rom einmarschierte, brachte der heidni‧schen Antike das Ende, was dauerhaft 82 Jahre später, am 6. September 394, bestätigt wurde, als der römische Kaiser Theodosius I. die letzte Erhebung des alten Glaubens am Frigidus, einem Grenzflüsschen an der italienisch-sloweni‧schen Grenze, gewaltsam niederschlug.

Paul Veyne erklärt diesen welthistorisch bedeutsamen Prozess: tiefgehend, klug, spannend und perspektivenreich. Er wirft eigenwillige Blicke auf die „Meisterwerke“ Christentum und Kirche, das „doppelte“ Jahrhundert zwischen Heidentum und Christentum, das Los der Juden und immer wieder das Denken und Handeln Konstantins: All das bringt dem Leser auch dann Gewinn, wenn er Veynes Thesen nicht teilen kann. Unserer liebgewonnenen Identifikation mit den vielbeschworenen christlichen Wurzeln Europas macht Veyne ebenso den Garaus wie der verbreiteten Theorie von der bloßen Funktio‧nalität der römischen Chris‧tianisierung. „Hören wir auf, Konstantin einseitig auf ein berechnendes, borniertes Zweckdenken festlegen zu wollen“, schreibt der Autor.

Auch modernen Begriffen wie Ideologie, Monotheismus (leider ohne Bezug auf die Arbeiten Jan Assmanns) oder Antisemitismus gibt er eine dezidiert eigene Prägung. Das Buch ist in seinem Reichtum an Vergleichen – geschichtlichen und persönlichen des Autors – sehr anschaulich; ein langes, neugieriges, nachdenkliches Forscherleben stellt dafür einen schier unerschöpflichen Fundus zur Verfügung. Konstantin und das 4. Jahrhundert haben gerade in letzter Zeit nicht wenige Bücher hervorgebracht, davon ist dieses ist in seinem Ideenreichtum, seiner Diskussionstiefe und seiner Thesenfreudigkeit gewiss eines der spannendsten.

Rezension: Baltrusch, Ernst

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Veyne, Paul
Als unsere Welt christlich wurde – Aufstieg einer Sekte zur Weltmacht
Verlag C. H. Beck, München 2008, 222 Seiten, Buchpreis € 19,90
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