Faszination und Grauen verbanden sich mit den kriegerischen Frauen der Antike, den Amazonen. Jochen Fornasier befasst sich in einem schönen Bildband mit diesem Mythos und fördert viele überraschende Facetten zutage, wenn er die antiken Quellenaussagen zu Heimat, Verbreitung, Kleidung und Schlachten der Amazonen einer kritischen Prüfung unterzieht.
Wer die reale Existenz der Amazonen belegen möchte, kann kaum auf archäologische Befunde zurückgreifen, lediglich auf einige Hügelgräber in der Steppe nördlich des Schwarzen Meeres, in denen Frauen mit Waffenbeigaben bestattet sind. Der Mythos dagegen ist vielfältig überliefert; neben den schriftlichen Quellen (etwa Herodot) gibt es auch bildliche, so auf antiken Vasen oder als Dekoration griechischer Kultstätten. Der Mythos thematisiert die Umkehrung der Geschlechterordnung durch die kämpfenden Frauen, die dafür regelmäßig bestraft werden mussten.
Weniger bekannt ist, dass sich kleinasiatische Städte einen Gründungsmythos zulegten, der auf die Amazonen zurückging, oder dass Amazonen eine wichtige Rolle in den antiken Jenseitsvorstellungen spielten.
Rezension: Talkenberger, Heike