Ein „Arbeiter-und-Bauern-Staat“, das wollte die DDR sein und sich damit deutlich vom bürgerlich-kapitalistischen Westen abgrenzen. Wie aber war es wirklich um die Arbeiter in der DDR bestellt, wie sahen ihr Lebensalltag und ihr Verhältnis zum Regime aus? Der Historiker Christoph Kleßmann hat in seiner voluminösen Studie äußerst detailreich Antworten auf diese Fragen gegeben.
Im chronologischen Durchgang charakterisiert er das Wechselspiel zwischen Widerstand und Kontrolle, Lebenswirklichkeit und Propaganda und bietet eine umfassende Soziologie der Arbeiterschaft der DDR. Deutlich wird, dass eine „missmutige Loyalität“ der Arbeiter zum SED-Staat, gepaart mit dem Rückzug ins Private, die relativ lange Dauer der Diktatur beförderte. Lebendig wird die stark mit Tabellen und Statistiken angereicherte Darstellung durch die zitierten Lebenserinnerungen von Arbeitern. Wer sich mit dem Thema befassen möchte, wird künftig zu Kleßmanns Buch greifen müssen.
Rezension: Talkenberger, Heike