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Auf der Suche nach dem guten Leben

Peter Michalzik

Auf der Suche nach dem guten Leben

dam0718bue09_NEU.jpgIm weiteren Umkreis der Lebensreformbewegung wurde im Jahr 1900 ein besonderes Projekt in Angriff genommen. Am Lago Maggiore in der Schweiz, um einen Hügel herum, den die Initiatoren „Monte Verità“ nannten, versammelten sich zahlreiche Individualisten, Aussteiger und anderweitige Anhänger alternativer Lebensformen. Was diese Personen einte, war die Suche nach dem guten Leben. Je nach Perspektive gehörte dazu eine vegetarische Ernährung, politischer Anarchismus, sexuelle Freiheit, freiwillige Armut und natürlich Pazifismus.

In seinem Buch „1900“ skizziert der Journalist Peter Michalzik die Geschichte dieses Zusammenschlusses von dessen Gründung bis 1920. Es gibt schon etliche Bücher über die Geschichte des „Monte Verità“, und dennoch lohnt die Lektüre von Michalziks Buch. Der Autor spannt ein Netz aus Biographien der Menschen, die den „Monte Verità“ prägten und von diesem geprägt wurden, und bündelt diese Geschichten in „kleinen Szenen und Anekdoten“.

Akteure von Michalziks Buch sind neben den zentralen Gestalten des Sehnsuchtsortes wie den Initiatoren Henri Oedenkoven und Ida Hoffmann auch die prominenten Ideengeber und Besucher. Auf diese Weise wird nicht nur der Einfluss der Werke von Friedrich Nietzsche und Leo Tolstoi auf die Geschichte des Projektes deutlich, sondern auch umgekehrt der Einfluss des „Monte Verità“ auf das Schaffen von Max Weber, Hermann Hesse und Gerhart Hauptmann. Michalzik zeigt, welche Vielfalt den „Monte Verità“ ausmachte – eine Vielfalt, die man aushalten musste –, wie Intentionen und Ereignisse auseinanderdrifteten und wie letztlich vom „Monte Verità“ nicht viel übrigblieb. Doch er wurde zum Mythos.

Peter Michalzik hat keine historiographische Arbeit vorgelegt, sondern ein Werk an der Schnittstelle von historischer Erzählung zum ansprechend geschriebenen Sachbuch. Auch wenn Michalzik betont, seine Schilderung entspreche „nach Wissensstand des Autors den Tatsachen“, geht es ihm weniger darum, verifizierte Fakten darzustellen, als um den Versuch, die Aura des Berges einzufangen und die Stimmungen der Akteure authentisch zu skizzieren. Er möchte, wie er schreibt, „den Geist dieses umfassenden Ortes lebendig werden“ lassen, ohne dabei ins Fiktive abzugleiten.

Da er dieses Anliegen transparent kommuniziert, spricht überhaupt nichts gegen ein solches Vorgehen. Und am Ende der Lektüre bleibt das beruhigende Gefühl, dass das Lesen dieses kurzweiligen Buchs nicht nur der Unterhaltung gedient hat, sondern man dabei auch noch etwas über den „Monte Verità“ und seine Geschichte lernen konnte.

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Rezension: Dr. Ole Fischer

Peter Michalzik
1900
Vegetarier, Künstler und Visionäre suchen nach dem neuen Paradies
DuMont Buchverlag, Köln 2018, 414 Seiten, € 24,–

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