Ein spannendes Drama ist es, das der amerikanische Historiker Eric Jager seinen Lesern vor Augen stellt: Es handelt sich um einen Zweikampf, ausgefochten im Jahr 1386 zwischen den normannischen Vasallen Jean de Carrouges und Jacques Le Gris. Einst gute Freunde, waren sie zu erbitterten Rivalen um Macht und Einfluß geworden. Schwer war der Vorwurf: Der erfolgreiche Frauenheld Jacques Le Gris habe Marguerite, die schöne Gattin des so ungebildeten wie kämpferischen Jean Carrouges, vergewaltigt. Der junge König Karl VI. sprach Recht durch ein Gottesurteil: Siegte der Gatte im Zweikampf, so war auch Marguerite frei, unterlag er, so mußte auch sie sterben.
Aus Gerichtsakten und anderen Archivalien hat Jager nicht nur den Fall minutiös rekonstruiert, er schildert auch anschaulich die Lebensumstände, Beziehungen, Wertvorstellungen und Motive seiner mittelalterlichen Protagonisten. Darüber hinaus erfährt man einiges über Frankreichs Kampf gegen England, über Rechtsprechung und Gericht oder über die Rezeption des spektakulären Falls. So vermag Jager die Leser nicht nur gut zu unterhalten; er informiert und belehrt sie auch.
Rezension: Talkenberger, Heike