Nachdem uns Lis Künzli bereits früher mit einigen der interessantesten Hotels der Weltliteratur bekannt gemacht hat, liegt es der Schweizer Autorin mit ihrem neuen literarischen Führer nun am Herzen, ihre Leser für ein Fahrkarte quer durch die Welt zu begeistern. Die Fahrt geht zu den unterschiedlichsten Bahnhöfen, wie sie sich im Roman finden lassen. Mitreisende wie Marcel Proust, Stefan Zweig, Émile Zola und viele andere mehr sorgen auf der transnationalen Eisenbahnlinie Moskau – Paris – Davos – Genua – Mumbai – New York – Kalkutta – Berlin sicherlich für eine abwechslungsreiche Unterhaltung. Gleichgültig, ob als Begleiter des jungen Hans Castorp auf den Zauberberg oder als Reisegefährte Walter Benjamins in die „Mutterhöhle der Eisenbahnen“ nach Berlin – Künzlis literarischer Führer weckt permanent Reise- und Leselust.
Vierundzwanzig ausgewählte Romanpassagen werden von der Herausgeberin präzise einleitend stets so kommentiert, dass der sich daraus entwickelnde Zusammenhang die einzelnen Texte miteinander zu einem Ganzen verwebt. Der Band dürfte dabei nicht nur von Eisenbahnromantikern geschätzt werden. Historische Illustrationen (größtenteils Fotografien) ergänzen angenehm das Lesevergnügen und formen einen literarischen Reiseführer, der ohne wissenschaftlichen Anspruch eine willkommene Abwechslung zwischen Wartehalle und Weltreise bietet.
Rezension: Marquardt, Philipp