Bayern steht für eine „fast eineinhalb Jahrtausende umfassende Staatlichkeit“, wie der Autor Wilfried Rogasch in seinem Werk schreibt. Und es beheimatet „kulturelle Vielfalt und Dichte“.
Doch was ist typisch für Bayern? Was nicht? Was ist wichtig für die bayerische Geschichte und was identitätsstiftend für die Bevölkerung? Mit einem thematischen und zeitlichen Querschnitt geht der Verfasser in seinem liebevoll gestalteten und optisch ansprechenden Buch diesen Fragen nach. Es sollen „viele vermeintlich bayerische Eigenarten“ und „geschönte“ Bilder der Vergangenheit entlarvt werden.
Dabei rollt der auch als Kurator tätige Autor in 24 Kapiteln verschiedene Aspekte der bayerischen Geschichte anhand einzelner Objekte und Quellen auf, die den Ausgangspunkt zu dem jeweils behandelten Thema bilden.
So leitet ein Monatsbild um 1525, das Bauern auf dem Lande bei der Feldarbeit zeigt, das Kapitel „Das Dorf“ ein, in dem die Darstellung des Malers mit den historischen Zuständen der damaligen Zeit verglichen und der historische Wahrheitsgehalt des Bildes kritisch hinterfragt wird. Das Kapitel zu Kirche und Klöstern wird beispielsweise anhand der frühesten Zeugnisse des christlichen Glaubens in Ostbayern – dem Grabstein der Sarmaninna – eingeleitet. Mit einer Fotographie der oberfränkischen Tanzlinde in Peesten – die „Lindenkirchweih“ gehört laut UNESCO seit 2005 zum „immateriellen“ Weltkulturerbe – beginnt das Kapitel zu traditionellen Festen. Der Abschnitt zur Befreiung 1945 wird szenisch eröffnet, indem er die historischen Umstände beschreibt, unter der man das abgebildete zeitgenössische Gedicht gefunden hat. Mit diesem zeitgenössischen Text soll die vorherrschende Stimmung der bayerischen Bevölkerung nach Kriegsende exemplarisch wiedergegeben werden.
Allein in den Abschnitten „Der Humor“, „Die Malerin“ und „Der Literat“ vermisst man den Durchlauf durch mehrere Jahrhunderte, wie er in den thematischen Kapiteln davor gewährt wurde. Stattdessen begnügt sich hier Wilfried Rogasch mit der Darstellung einzelner Personen aus dem 20. Jahrhundert, was die Frage aufwirft, ob es vor dieser Zeit keinen Humor, keine Maler und keine Literaten in Bayern gegeben hat.
Rezension: Daniela Schönfeld