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Caritas Pirckheimer. – Äbtissin und Humanistin.

Bezzel, Anne

Caritas Pirckheimer. – Äbtissin und Humanistin.

Caritas Pirckheimer (1467–1532), die Äbtissin des Klosters St. Klara in Nürnberg, war eine gebildete Frau. Sie stand in Kontakt mit bedeutenden Männern ihrer Zeit wie dem Gelehrten Konrad Celtis, sie wurde wegen ihrer Lateinkenntnisse und ihrer Gelehrsamkeit von Albrecht Dürer gerühmt. Doch nicht dies allein macht ihre historische Bedeutung aus, sondern dass sie in den Stürmen der Reformation unbeirrt an ihrer klösterlichen Lebensweise festhielt.

Die Theologin Anne Bezzel hat eine knappe, flüssig geschriebene Biographie der Caritas Pirckheimer vorgelegt, die vor allem diejenigen interessieren kann, die sich zuvor noch nicht mit der streitbaren Klosterfrau befasst haben. Bezzel schildert Herkunft, Bildungsweg und Klosterleben ihrer Protagonistin, sie charakterisiert das Selbstverständnis der Caritas und begleitet sie in die aufwühlenden Jahre der Reformation. Leider enthält das Bändchen keine Anmerkungen, die etwa die Zitate auffindbar gemacht hätten.

Die kleine Barbara, wie Caritas mit ihrem Taufnamen hieß, wurde in eine sozial arrivierte und tiefreligiöse Familie hineingeboren. Ihr Vater, als Berater des Bischofs von Eichstätt tätig, hatte die Nürnberger Patriziertochter Barbara Löffelholz geheiratet. Außergewöhnlich genug für das ausgehende 15. Jahrhundert, erhielt Barbara in ihrer humanistisch orientierten Familie eine gute Bildungsgrundlage, die in der anschließenden Klosterschule vertieft wurde.

Wohl 1485 trat sie als Novizin, nun mit dem Namen Caritas, in das Kloster St. Klara ein, dessen Äbtissin sie 1503 wurde. Obwohl sie mit ihren Nonnen in strenger Klausur lebte, pflegte sie brieflich intensiven Austausch mit ihrer Umwelt, vor allem mit ihrem ihr sehr nahe stehenden Bruder Willibald. Der bedeutende Humanist versorgte sie immer wieder mit Büchern und Schreibmaterial, wie der Briefwechsel der Geschwister zeigt. Eine wichtige Quelle sind zudem die „Denkwürdigkeiten“, die Caritas als Chronistin ihrer bewegten Zeit verfasste.

In unruhige Fahrwasser geriet das Kloster durch die in Nürnberg siegreiche Reformation. Reformationsbegeisterte Eltern schafften, unterstützt vom Rat der Stadt, ihre Töchter gegen deren erklärten Willen aus dem Kloster. Den Franziskanern wurde nicht länger gestattet, als Prediger und Beichtväter der Klarissen zu wirken, stattdessen mussten die verbleibenden Nonnen evangelische Predigten anhören; bekehrt wurden sie dadurch nicht. Schließlich erhielten die bedrängten Nonnen Unterstützung von unerwarteter Seite: Philipp Melanchthon missbilligte das rüde Vorgehen des Rates scharf, die Wogen glätteten sich.

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Bezzel ist insgesamt eine lesenswerte Biographie gelungen, doch haben sich einige Ungenauigkeiten eingeschlichen. Ein Beispiel: Wenn Caritas zu Beginn ihrer „Denkwürdigkeiten“ auf die Planetenkonstellation von 1524 eingeht und findet, dass diese keine Überflutung, sondern sozialen Umsturz und Blutvergießen angezeigt habe, so „wagt“ sie keine „eigene Auslegung“ und „verlässt“ keineswegs den „üblichen Deutungshorizont“, wie Bezzel behauptet, sondern befindet sich ganz im Einklang mit den vielen bekannten Prognostiken, die genauso argumentierten.

Rezension: Dr. Heike Talkenberger

Bezzel, Anne
Caritas Pirckheimer. – Äbtissin und Humanistin.
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2016, 127 Seiten, Buchpreis € 12,95
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