Fidel Castro verstarb am 25. November 2016, schon zu Lebzeiten zur Legende geworden. Wer sich für den charismatischen jungen Revolutionär und die Anfänge des kubanischen Experiments interessiert, der sollte zu diesem opulenten Band mit Fotografien und Texten des amerikanischen Journalisten Lee Lockwood greifen.
Die Aufnahmen umspannen zehn Jahre, vom Triumphzug des Revolutionärs nach dem Sieg der Rebellenarmee 1959 bis zu eher melancholischen Impressionen aus dem Havanna des Jahres 1968. Die Fotos kombiniert der Band mit Lockwoods Reportagen und einem wahrhaft außergewöhnlichen Interview, das der Amerikaner mit dem „Máximo Líder“ führte. Es umfasste in der Originalversion tatsächlich 420 Manuskriptseiten, hinter denen viele Tage des Gesprächs standen.
Schnell ist man gefangen von den großformatigen Aufnahmen, von der Begeisterung und der Hoffnung, die durch das Land gingen, von den Gesichtern der Landarbeiter und Milizionäre, von Frauen und Kindern. Und immer wieder von Castro, schier endlose Reden schwingend, aber auch ganz privat. Doch auch die Schattenseiten der Revolution hat Lockwood festgehalten: Er fotografierte politische Gefangene ebenso wie Exilkubaner, die sich um ihre Heimat betrogen fühlten, und hielt deren Schicksale fest.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger