„Chaplin, Charles, 7 Jahre, Protestant. Aufgenommen am 18. Juni 1896.“ So lautet der Registereintrag der „Hanwell School für Orphans and Destitute Children“, einer Schule für Waisen und arme Kinder nahe London. Der große Stummfilm-Schauspieler, der mit seiner Verkörperung des „Tramp“ Millionen begeisterte, habe damit ein Kindheitstrauma bearbeitet, so die Kern‧these des Psychoanalytikers Stephen Weissman in seiner Chaplin-Biographie.
Als Sohn des Künstlerehepaars Lily Harvey und Charles Spencer Chaplin war Charles schon als Kind mit eigenen Auftritten in das Milieu der Music Halls eingebunden. Vom alkoholkranken Vater ohne Mittel verlassen, von der – laut Weissman aufgrund einer Syphilis-Erkrankung – psychisch geschädigten Mutter kaum versorgt, musste Charles seine Kindheit in Armen- und Waisenhäusern oder auf Londons Straßen zubringen.
Weissman bietet keine klassische Biographie, er verfolgt den Lebensweg seines Prota‧gonisten nicht über Erfolge und Misserfolge bis zum Ende 1977, sondern er umkreist den Zusammenhang von Lebensgeschichte und Filmschaffen nur bis zur Erfindung der Figur des „Tramp“ im Jahr 1914. Viele Aspekte von Chaplins spannendem Leben bleiben so ausgespart.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger