Stolz und reserviert war sie, aber auch mutig, intelligent, großzügig und vor allem eine der schönsten Prinzessinnen Europas: Charlotte von Belgien galt als eine sehr gute Partie und die königlichen Heiratsanwärter ließen nicht auf sich warten. Doch die 16jährige Tochter Leopolds I. verliebte sich in Ferdinand Maximilian, den Bruder des österreichischen Kaisers, und folgte ihm nach Triest und später in das ferne Mexiko.
Erika Bestenreiner, beschreibt in ihrem neuesten Werk äußerst spannend, doch genau an den Quellen orientiert, die tragische Geschichte der belgischen Prinzessin, die genauso wie ihr Gemahl an das Kaisertum in Mexiko glaubte und sich auf die Reise in die fremde Neue Welt begab. Die ehrgeizige Charlotte war sogar die treibende Kraft dieser Unternehmung und überredete Maximilian die Kaiserkrone von Mexiko anzunehmen, die ihm Napoleon III. aus selbstsüchtigen Gründen 1864 angeboten hat.
Die Autorin, die sich auf die Geschichte der europäischen Dynastien spezialisiert hat und unter anderem durch „Luise von Toscana. Skandal am Königshof“ und „Sissi und ihre Geschwister“ bekannt geworden ist, schildert Charlottes Leben von ihrer Geburt bis zu dem traurigen Tod 1927, nach vielen Jahren geistiger Umnachtung. Das Hauptgewicht des Buches liegt jedoch in der Beschreibung der 10jährigen Ehe der belgischen Prinzessin und der kurzen Zeit, die Charlotte mit ihrem Gemahl in Mexiko verbrachte. Das Kaiserpaar wollte dort ein modernes, aufgeklärtes und liberales Kaisertum begründen. Doch in einem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land, wo Armut und Unterdrückung herrschten, erwies sich dies als ein äußerst kompliziertes Unternehmen, das schließlich zum Scheitern der neuen Herrscher und zur Hinrichtung Maximilians führte.
In der sorgfältig recherchierten Biographie der Kaiserin von Mexiko geht Erika Bestenreiner auch den zahlreichen Gerüchte und Legenden, die sich um das Leben des Kaiserpaares ranken, auf den Grund: Hat Charlotte ein uneheliches Kind zur Welt gebracht? Wurde Ferdinand Maximilian doch nicht hingerichtet und lebte weiter in El Salvador unter falscher Identität? Die Autorin wiegt alle Fakten und Meinungen, die dafür oder dagegen sprechen, gegen einander ab und versucht der Lösung der Rätsel möglichst nahe zu kommen.
Die fesselnde Geschichte Charlottes wird in dem Buch durch eine Zeittafel, historische, zum Teil farbige Aufnahmen sowie die Stammbäume der Habsburger und der Coburger Dynastien ergänzt.
Rezension: Daus, Maryna