Jetzt hat sich der Wissenschaftsautor Stefan Klein daran gemacht, das hybrid anmutende Unterfangen zu bewältigen auf 260 Buchseiten plus umfänglicher Zeittafel, reichlich ausgestattet mit Abbildungen und Skizzen. Das Kunststück ist ihm gelungen: mit einer Mischung aus Interpretationen, den Ergebnissen aktueller Forschung und sehr subjektiver Neugier, die eine erfrischende Dosis Lokalkolorit beisteuert. Entstanden ist ein lebendiges essayistisches Porträt des Künstlers in seiner Zeit und seiner antidogmatischen Philosophie, seiner revolutionären Seh- und Arbeitsweise sowie all dessen, was Leonardo da Vinci so einzigartig macht.
Immerhin ist es heute gerade eben erst gelungen, die gewagtesten seiner Visionen Herzklappe, Roboter, Digitalrechner in die Realität zu übersetzen. Perfekt war freilich auch das Universalgenie nicht: Da Vinci war ein grottenschlechter Rechner. Welch ein Trost!
Hans Schmidt