Die seit Jahrzehnten prekäre Lage im Nahen Osten schafft im Westen eine Atmosphäre des Misstrauens und der Voreingenommenheit. Seine bewegte Geschichte, seine Kulturschätze und die Menschen selbst verschwinden hinter Nachrichten von Krieg und Terror.
Umso erfreulicher ist es, daß sich ein großzügig illustrierter Text- und Bildband für Kinder ab zehn Jahren nicht nur landeskundlichen Aspekten widmet, sondern auch einem sehr speziellen Thema: der Archäologie des vorderen Orients.
„Das Geheimnis des Tells. Eine archäologische Reise in den Orient“ will Begeisterung für Archäologie und Exotik des Morgenlandes wecken. Den erzählerischen Rahmen bildet eine Urlaubsreise zweier deutscher Kinder, Katia und Aaron, zu ihren Großeltern nach Israel. Der Großvater, ein pensionierter Archäologe, pflegt Kontakte zu seinen alten Kollegen, die eine Grabungskampagne in der Nähe von Tel Aviv unterhalten. Eingebettet in diese kindgerechte Handlung, entfaltet sich ein fremdes Land, dessen Sitten und Gebräuche, seine Probleme, aber auch der Tagesablauf auf einem Grabungsfeld. Darin eingeflochten wird der Alltag der Menschen vor 3000 Jahren geschildert.
Mittels qualitativ hochwertiger Zeichnungen wird an das spröde Thema herangeführt. Schwierige Fachtermini werden in einem Glossar erklärt und die historischen Schilderungen durch amüsante Wendungen der Handlung aufgelockert. Stets wird die Bedeutung archäologischer Funde und deren Erkenntniswert betont. „Olle Scherben“ werden zu Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Tempel, Werkstätten und Wohnhäuser erwachen in den großflächigen Zeichnungen zu neuem Leben.
Der Anhang bietet weiterführende Internetseiten und einen Überblick über Museen in Deutschland und Europa. Als Schmankerl finden sich am Ende des Buches Vordrucke und Regeln für ein sorgfältig konzipiertes archäologisches Brettspiel. Ein für Kinder scheinbar langweiliges Thema wird kindgerecht aufbereitet und vermittelt auf vorbildliche Weise Kenntnisse über Israel, Archäologie und Lebenswelt der antiken orientalischen Völkerschaften.
Rezension: Sommer, Christopher