Frieder Riedel zeigt in seinem Buch „Das Gesicht des Krieges“ Kriegsfotos eines deutschen Offiziers aus dem Ersten Weltkrieg. Die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, wie man den Ersten Weltkrieg auch nennt, hatte viele Facetten. Der Facettenreichtum zeigt sich am deutlichsten in den Bildern, die Soldaten im Laufe des Krieges machten. Einer davon war der deutsche Leutnant Armin Stäbler, der als Mitglied des 26. württembergischen Reserveartillerieregiments am Frankreichfeldzug teilnahm. Seine Fotos, die er einstmals nur für die private Erinnerung machte, veröffentlichte jetzt der Theologe Frieder Riedel. Für Riedel gibt es in der Sammlung des Reserveleutnants, die er mit Kommentaren auf deutsch, englisch und französisch versehen hat, zwei Schwerpunkte. Eine ist die Zerstörung großer Flächen der Kulturlandschaft Nordfrankreichs. Insbesondere dokumentiert Stäbler den kontinuierlichen Niedergang des Dorfes Miraumont während der Kampfhandlungen und der Ortschaft Croisilles durch systematische Zerstörung. Der zweite Schwerpunkt sind Luftaufnahmen der Schlachtfelder an der Somme.
Aber Stäblers Sammlung ist vielfältiger. Sie zeigt Bilder aus unterschiedlichen Lebenssituationen der Soldaten: vom einfachen Soldaten bei der alltäglichen Arbeit bis zum feiernden Offizierskorps. Es zeigt auch die unterschiedlichen Lebensverhältnisse der Soldaten. Während die meisten Offiziere in luxuriösen Unterkünften schliefen, waren die der Mannschaften sehr spartanisch eingerichtet. Eine Reihe von Bildern zeigt auch, wie die Soldaten zu Beginn des Krieges mit dem Tod ihrer Kameraden umgingen. Sie bestatteten die gefallenen Soldaten in traditioneller Weise. Teilweise setzte man den Gefallenen sogar Denkmäler auf französischem Boden. Als es aber im Lauf des Krieges während der großen Schlachten an Marne, Somme und bei Verdun zu gewaltigen Verlustzahlen beiderseits des Schlachtfelds kam, musste man diese Verfahrensweise aufgeben.
Rezension: Lange, Timo
