Lachende Gesichter auf einem Betriebsausflug, die Dressur eines Schäferhundes, geselliges Beisammensein mit Umtrunk: ganz normale Fotos aus dem Alltag der 1940er Jahre? Was diese und viele andere Fotografien des „Höcker-Albums“ so besonders werden lässt, ist ihr Aufnahmeort: Sie entstanden im NS-Vernichtungslager Auschwitz und in dessen Umgebung. Und so fragt man sich: Ist es wirklich möglich, dass Massenmord und fröhliche Freizeitgestaltung so bruchlos nebeneinander existieren konnten? Und man begreift: Es waren eben keine „Bestien“, die in Auschwitz mordeten, sondern ganz normale Menschen.
Darüber hinaus vermag der Band aber auch weitere wichtige Erkenntnisse zu vermitteln. Nicht nur, dass er historische Kontexte bietet, es wird ausführlich beschrieben, wie die Fotos aus dem Album, das der Obersturmführer und Adjutant des KZ Auschwitz I Karl Höcker privat angelegt hatte, als Quellen zum Sprechen gebracht werden können. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Identifizierung der Täter – und Täterinnen, denn auch Krankenschwestern und SS-Helferinnen gehörten dazu.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger