Das 18. Jahrhundert gilt als das Jahrhundert der Aufklärung, in dem Wissenschaft, Naturbeobachtung und Verstandeslogik im ungebrochenen Siegeszug ein neues Weltbild schufen. Wenig wurde bisher systematisch betrachtet, dass das helle Licht der Aufklärung auch tiefe Schatten warf, dass die allseits beschworene Rationalität Hand in Hand mit dem Okkultismus ging. Die Leerstelle, die durch den Verlust der religiösen Grundorientierung des Lebens entstanden war, füllte sich in überraschend starkem Maße mit Bestandteilen magischer Vorstellungswelten.
Sabine Doering-Manteuffel hat sich in ihrer flüssig geschriebenen Studie zur „Erfolgsgeschichte“ des Okkulten den Wunderheilungen und -geburten, den Geisterbe-schwörungen, sagenhaften Schätzen, Prophezeiungen und magischen Zirkeln zugewandt, die bis heute ihre Attraktivität für manche Zeitgenossen nicht verloren haben. Nur durch die immer einflussreicher werdenden Medien, so die Autorin, sei die enorme Verbreitung von okkulten Vorstellungen möglich geworden. Schriften diesen Inhalts fanden ebenso wie die der Aufklärer dankbare Leser, die keineswegs aus dem abergläubischen „Volk“, sondern vorrangig aus den gebildeten Schichten stammten. Eine anregende Lektüre!
Rezension: Talkenberger, Heike