Porträts gehörten – vor dem Aufkommen der Fotografie – zu den gefragtesten Bildsujets , dementsprechend allgegenwärtig sind sie in den Museen und Galerien. Doch die scheinbare Vertrautheit täuscht. Zu oft wird das Porträt als Versuch der realistischen Naturnachahmung mißverstanden, während es, von Darstellungskonventionen geprägt, eher als Inzsenierung des Individuums innerhalb eine bestimmten sozialen Kontextes angesehen werden muß. Andreas Beyer spannt in dem großartig ausgestatteten, mit zahlreichen Detailstudien versehenen Bildband „Das Porträt in der Malerei“ einen weiten Bogen, von den frühen Porträts in den Niederlanden des 15. Jahrhunderts bis zu den Kunst-Gesichtern des 20. Jahrhunderts. Orientiert an den Meisterwerken der Gattung, wie sie von van Eyck, Tizian, Raphael, Rembrandt, Rubens, Ingres oder Picasso gestaltet wurden, zieht Beyer die Entwicklungslinien der Bildgestaltung nach, berücksichtigt dabei das die darsgestellte Person umgebende Ambiente ebenso wie die charakterisierenden Accessoires und erläutert die unterschiedlichen Funktionen des Porträts, sei es als Herrscherbildnis, Privatbildnis, Freundschaftsbild oder Rollenporträt.
Rezension: Talkenberger, Heike