Im Jahr 1600 erschien ein ungewöhnliches Werk auf dem venezianischen Buchmarkt: Betitelt war es mit „Il merito delle donne“ (Das Verdienst der Frauen) und bezweckte nichts Geringerers, als die Frauen mit allen nur denkbaren theologischen, medizinischen, historischen und lebenspraktischen Argumenten als das überlegene Geschlecht darzustellen – und das in einer Gesellschaft, die bekanntermaßen von männlicher Dominanz geprägt war! Die Verfasserin verbarg sich hinter dem Pseudonym „Moderata Fonte“ – eigentlich hieß sie Modesta dal Pozzo de‘ Zorzi – war hoch gebildet und Mutter von fünf Kindern. Aus der sehr vergnüglichen und frischen Debatte, an der sieben Frauen teilnehmen, vermögen Leser und Leserin eine Fülle von kulturhistorisch interessanten Einzelheiten zum Geschlechterverhältnis im Italien des 16. Jahrhunderts zu entnehmen, die gleichwohl auch heute noch aktuell erscheinen. Dieses lange vergessene Werk hat nun Daniela Hacke wiederentdeckt, übersetzt und mit einer instruktivern Einleitung versehen.
Rezension: Talkenberger, Heike